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"180-Grad-Wende aus eigener Kraft"

pr
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Deutschland altert - und die Zahnmedizin stellt sich darauf ein. Wie, das verrrät Prof. Dr. Christoph Benz, Vizepräsident der BZÄK und bayerischer Kammerpräsident, im Kurzinterview.

zm-online:  Herr Prof. Benz, Sie haben auf dem Bayerischen Zahnärztetag einen Fachvortrag mit dem Titel "Von fit bis Pflege - Zahnmedizin auf neuen Wegen" gehalten. Welche Erfolge kann die Zahnmedizin vorweisen, und wo liegt Handlungsbedarf?

Benz:Die Zahnmedizin hat sich in 30 Jahren aus einer „maximal-invasiven“ in eine präventionsorientierte Disziplin mit inzwischen großen Erfolgen bei der Kariesvermeidung verwandelt. Diese 180-Grad-Wende haben wir ganz allein aus eigener Kraft geschafft, weil Wissenschaft, Kollegenschaft und Standespolitik an einem Strang gezogen haben. Mit der gleichen Zielstrebigkeit müssen wir uns jetzt der nächsten großen Herausforderung, der Volkskrankeit Parodontitis, widmen.

Welchen Rat geben Sie Ihren praktizierenden Kollegen im Umgang mit Parodontalerkrankungen?

Plakativ könnte man sagen, Parodontitis ist die neue Karies. Das zu sagen ist einfach, die tatsächliche Umorientierung in der Praxis dagegen viel schwieriger. Die Hochschule, die Kollegenschaft und die Standespolitik haben hier noch viel Arbeit vor sich. Eine Arbeit, die wir jedoch unbedingt leisten müssen, sonst gehen uns die Antworten für eine alternde Gesellschaft aus, die ihre natürlichen Zähne behalten will.

Was sind die größten Irrtümer bei der zahnmedizinischen Versorgung pflegebedürftiger Menschen?

Zahnerhalt ist heute das wichtigste Ziel der Zahnmedizin. Damit können wir im Alter nicht plötzlich aufhören. In der Pflege geht es schon gar nicht mehr, weil keine Anpassungsfähigkeit mehr für neue große Versorgungen besteht. In dieser Situation nicht erkennen zu wollen, dass nur noch die präventiven Ansätze des AuB-Konzepts der BZÄK und KZBV helfen können, ist ein wirklich kapitaler Irrtum.

Behandlung zu Hause: was geht  und was geht nicht? Welche Rolle spielt das Team?

In dem, was mobile Behandlung heute leisten kann, sind der Fantasie und Tatkraft keine Grenzen gesetzt. Ich kenne einen Kollegen, der sogar CAD/CAM-Versorgungen anfertigt. Natürlich kann dies nicht unser allgemeiner Maßstab sein. Im breiten Rahmen möglich sind jedoch präventive Maßnahmen, parodontale Reinigungen und auch Füllungen. Dem Teampersonal kommt dabei eine ganz wichtige Rolle zu. Ohne ein engagiertes und qualifiziertes Team geht mobile Zahnmedizin nicht.

Die Fragen stellte Gabriele Prchala.

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