3.000 neue Hausärzte
Nach monatelangen Beratungen legte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken, am Donnerstag eine entsprechende Neuplanung des Ärztenetzes vor.
Kleinere Planungsgebiete sind geplant
Die heutigen Planungsregionen für Arztsitze - die 372 Kreise und kreisfreien Städte - gelten als zu groß. Ein Kreis kann offiziell genug Ärzte haben, auch wenn diese nur in der Kreisstadt arbeiten und 30 Kilometer entfernt auf dem Land die Versorgung nicht gewährleistet ist. Deshalb werden die Planungsgebiete verkleinert - gut 900 neue Niederlassungsmöglichkeiten kommen nun hinzu.
Insgesamt 60.000 Hausärzte gibt es derzeit in Deutschland. Zehntausende sind vor dem Ruhestand. Der Bedarf an Nachwuchs wächst. G-BA-Chef Josef Hecken führt Neuerungen an, die bereits Gesetz sind - so die Abschaffung von Regressen bei übermäßiger Medikamentenverordnung in den fraglichen Regionen. Oder die Aufhebung der Residenzpflicht: Ärzte dürften seit Neuestem auch in einer Stadt wohnen und zur Arbeit in ihre Praxis aufs Land pendeln.
"Wenn wir nicht wollen, dass Menschen in ländlichen Bereichen mit zunehmender demografischer Entwicklung unterversorgt sind, dann muss der Arzt zum Patienten gebracht werden und nicht umgekehrt", sagt Hecken.
Auch 1.355 Psychotherapeuten und Hunderte Fachärzte finden - von Region zu Region unterschiedlich - Niederlassungsmöglichkeiten. Die Psychotherapeuten werfen dem G-BA allerdings vor, mit veralteten Zahlen zu operieren. Unterm Strich gebe es am Ende sogar weniger Therapeuten, bemängelt ihre Kammer.
Niederlassungsstopp für bestimmte Artztgruppen
Bereits im September verhängte der G-BA einen Zulassungsstopp für bestimmte Arztgruppen - unter anderem Jugendpsychiater, Nuklearmediziner, Strahlentherapeuten, Neurochirurgen, Humangenetiker, Laborärzte und Pathologen."Bisher ist das für viele solcher Ärzte sehr lukrativ, ohne dass ein ständiger direkter Patientenkontakt besteht", sagte Hecken damals. Für die Allgemeinmedizin auf dem Land ist die Zulassung hingegen weiter möglich. Längerfristig sollen nun Medizinstudenten umdenken, um hier eine sichere Perspektive für sich zu entdecken.
Verbraucherschützer sind allerdings skeptisch. "Zentrale Probleme wie erhebliche Unterschiede zwischen reichen und armen Stadtteilen oder lange Wartezeiten auf Termine für Augenuntersuchungen und Psychotherapie bleiben weitgehend unverändert", sagt Ilona Köster-Steinebach vom Verbraucherzentrale Bundesverband.
Zu viele Mediziner in der Stadt?
Und die AOK mahnt, im Gegenzug auch etwas gegen das Übermaß an Ärzten in manchen Städten zu tun. Die Überversorgung in Ballungszentren müsse abgebaut werden, sagt Uwe Deh, Vorstand des AOK-Bundesverbandes. Denn insgesamt ist die Zahl der ambulanten Ärzte und Therapeuten ständig gestiegen: von 140.000 im Jahr 2000 auf 155.000 zehn Jahre später.