38 Millionen NHS-Zahnarzttermine seit Pandemiebeginn entfallen
Die British Dental Association (BDA) hat den jüngsten Schritt der britischen Regierung begrüßt, eine Konsultation zur Beendigung der Impfpflicht einzuleiten. Der Verband betonte jedoch, dass angesichts der herrschenden Unsicherheit unter den Praxisbetreiberinnen und -betreibern schon jetzt „Kollateralschäden” zu verzeichnen seien.
Mehr als 1.000 NHS-Zahnärzte hätten den Gesundheitsdienst 2021 bereits verlassen, zudem zeigten sich Rekrutierungs- und Bindungsprobleme sowohl bei Zahnärztinnen und Zahnärzten als auch bei ZFA. Und nach den Vorschriften, die im Dezember 2021 vom Parlament verabschiedet wurden, riskieren Praxismitarbeiter – sowohl im NHS als auch in privaten Praxen – ein Arbeitsverbot, wenn sie bis April 2022 nicht mindestens zwei COVID-Impfungen nachweisen können.
Doch dazu kommt es jetzt voraussichtlich doch nicht. Die britische Regierung hat Ende Januar Zweifel an der geplanten Impfpflicht für medizinisches Personal angemeldet. Großbritanniens Gesundheitsminister Sajid Javid kündigte an, „die Pläne zu überprüfen und bei den medizinischen Behörden neue Daten anzufordern”. Aus Sicht der BDA ist das ein zwingender Schritt. Schon jetzt sei der NHS mit beispiellosen Versorgungsrückständen konfrontiert, seit dem ersten Lockdown seien im Nationalen Gesundheitsdienst mehr als 38 Millionen Zahnarzttermine weniger durchgeführt worden, so der Verband.
Neue Zahlen aus Schottland zeigen wachsende Ungleichheiten in der Versorgung
Gleichzeitig beschäftigt die BDA ein weiteres Problem: Aufgrund der Pandemie haben die Overseas Registration Exams (ORE), also die Zulassungstests für ausländische Zahnärzte, seit 2020 nicht mehr stattgefunden. Nach Regierungsangaben warten derzeit mehr als 2.000 Bewerber auf die Gelegenheit, diese Prüfung abzulegen. Nach den bestehenden Vereinbarungen werden die meisten dieser Zahnärzte Jahre warten müssen, bevor sie in Großbritannien praktizieren dürfen, befürchtet der Verband, „und aufgrund veralteter Vorschriften wird es vielen nicht erlaubt sein, im NHS zu arbeiten”.
Neue Daten aus Schottland bescheinigen dem Nationalen Gesundheitsdienst zudem eine wachsende Ungleichheit bei der Inanspruchnahme von zahnmedizinischen Leistungen: Der Abstand zwischen Kindern aus sozial benachteiligten und privilegierten Gebieten betrug im September 2008 noch 3 Prozentpunkte, 2010 waren es schon 7 Prozentpunkte und im September 2021 rund 18 Prozentpunkte. Das heißt, 2021 besuchten nur 55,3 Prozent der Kinder aus sozial benachteiligten Gebieten einen Zahnarzt – bei den Kindern aus privilegierten Gebieten waren es hingegen 73,1 Prozent. Diese Ungleichheit hat bei den Erwachsenen ebenfalls zugenommen: Im September 2008 betrug der Abstand 3 Prozentpunkte, 2010 waren es 6 Prozentpunkte und im September 2021 rund 11 Prozentpunkte (45,1 Prozent gegenüber 56,4 Prozent).