600 Millionen Euro mehr in den Kassen
Nach Informationen der FAZ konnte sich die Finanzlage der gesetzlichen Kassen weiter verbessern. So verbuchten die 118 Krankenkassen Ende Juni einen Überschuss von 600 Millionen Euro. Das sei eine Steigerung um fast 200 Millionen Euro gegenüber dem ersten Quartal. Zur Erinnerung: Mitte des letzten Jahres hatten die Kassen noch einen Fehlbetrag von 491 Millionen Euro verzeichnet.
Mehr als 15 Milliarden Euro Rücklagen
Grund für die bessere Finanzsituation seien unter anderem die zu Jahresbeginn erhöhten Zusatzbeiträge, schreibt die Zeitung weiter. In den ersten sechs Monaten verbuchten demnach die Ersatzkassen mit 316 Millionen Euro den größten Überschuss. Die AOK, nach der Zahl der Versicherten die Nummer zwei unter den Kassen, nahmen 125 Millionen Euro mehr ein als sie ausgaben. Überschüsse erzielten auch die Betriebs- und Innungskrankenkassen sowie die Knappschaft und die Krankenkasse der Landwirte. Die Rücklagen der Kassen dürften der FAZ zufolge damit die Marke von 15 Milliarden Euro wieder überschritten haben. Zudem verfügte der Gesundheitsfonds zuletzt über eine Liquiditätsrücklage von rund zehn Milliarden Euro.
"Reformen erhöhen die Ausgaben"
Währenddessen betonen die Kassen, dass seit vielen Jahren im Gesundheitswesen ein strukturelles Defizit herrsche. Die Ausgaben stiegen stärker als die Einnahmen. „Die Gesundheitsreformen der letzten Jahre haben sich nicht mit einer wirtschaftlicheren Versorgung der Versicherten beschäftigt, sondern erhöhen die Ausgaben der Krankenkassen und damit auch die Zusatzbeiträge“, erklärte die Vorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Dr. Doris Pfeiffer auf der Plattform XING zu dem Thema. „Das ist besonders ärgerlich, weil die Ausgaben steigen, ohne dass bei der gesundheitlichen Versorgung der Patienten ein großer Schritt nach vorn gemacht wird.“
Im Jahr 2019 würden die Ausgaben im Gesundheitswesen rund 3,4 Milliarden Euro höher sein als 2015, erläutert Pfeiffer, "ohne dass dem deutliche Qualitätsverbesserungen und Effizienzgewinne in der gesundheitlichen Versorgung gegenüberstehen.“
Höhere Zusatzbeiträge kommen - "wie hoch" lautet die Frage
Die GKV geht bislang davon aus, dass die Zusatzbeiträge nach einer durchschnittlichen Erhöhung um 0,2 Prozentpunkte zu Beginn dieses Jahres auch in den Folgejahren in ähnlicher Höhe steigen werden, heißt es dazu in einer Pressemeldung des GKV-Spitzenverbandes. Angesichts der erwarteten Kostensteigerungen im kommenden Jahr käme zum Jahreswechsel auch bei einem deutlichen Überschuss ein Anstieg des durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes, erklärte GKV-Sprecher Florian Lanz dazu. Ohne den Anstieg der Zusatzbeiträge hätten die Krankenkassen im ersten Halbjahr bereits ein nennenswertes Minus zu verzeichnen gehabt.
Gesundheitsökonom Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen prognostiziert dagegen einen deutlichen Anstieg der Zusatzbeiträge (siehezm-online: GKV 2020: 60 Euro Zusatzbeitrag?). Laut seinen Berechnungen werden sich bis 2020 die Ausgaben in der GKV deutlich steigern und der Zusatzbeitrag könnte mit 59,26 Euro doppelt so hoch werden wie heute.
Schätzerkreis-Prognose kommt im Herbst
Das Bundesgesundheitsministerium betonte, dass es über die Zusatzbeiträge des kommenden Jahres nicht spekulieren werde. Der Schätzerkreis werde im Herbst eine Prognose zu den Einnahmen und Ausgaben der Kassen abgeben. Die offiziellen GKV-Finanzergebnisse für das erste Halbjahr würden Anfang September veröffentlicht.