Abkehr von beitragsfreier Partner-Mitversicherung
Die Studie der Akademie für Technikwissenschaften (Acatech) macht einen Vorschlag, der vor allem mehr Frauen motivieren soll, eine Arbeit aufzunehmen: Sie regt an, die beitragsfreie Partner-Mitversicherung in der Gesetzlichen Krankenversicherung abzuschaffen. Das könnte im Kampf gegen den Fachkräftemangel besonders die Erwerbstätigkeit von Frauen in Deutschland steigern, sagen die Studienautoren. Frauen seien im Berufsleben aktuell immer noch stark unterrepräsentiert.
Eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung werde erst attraktiv, wenn der erzielte Lohn nach Abzug der Krankenkassenbeiträge den Lohn aus einer nicht sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit bei gleichzeitiger kostenloser Krankenversicherung deutlich übersteige, argumentieren die Forschenden. Aus Sicht der Arbeitsanreize, insbesondere mit Blick auf die Erwerbstätigkeit von Frauen, wäre somit anzuraten, die beitragsfreie Mitversicherung in der Ehe oder der Lebenspartnerschaft abzuschaffen. Bei Elternschaft könnte die beitragsfreie Mitversicherung an bestimmte Voraussetzungen (beispielsweise Alter, Betreuung oder Pflege von Angehörigen) geknüpft werden.
Österreich könnte ein Vorbild sein
Die Wissenschaftler verweisen auf das Beispiel Österreich. Dort sei die Mitversicherung von Angehörigen grundsätzlich beitragspflichtig (Zusatzbeitrag). Die beitragsfreie Mitversicherung in der Ehe oder der Lebenspartnerschaft sei an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Der Zusatzbeitrag für Mitversicherte entfalle beispielsweise dann, wenn sich diese aktuell um die Erziehung eines oder mehrerer Kinder in einem gemeinsamen Haushalt kümmerten oder in der Vergangenheit für mindestens vier Jahre gekümmert hätten.
Rechnerisch entgingen den deutschen Krankenkassen allein durch die beitragsfreie Mitversicherung nicht erwerbstätiger Partner zwischen acht und 13 Milliarden Euro pro Jahr, berichtet die FAZ zu dem Thema.
Die Studie geht im Rahmen des „Projekts Innovationssystem Deutschland“ der Frage nach, wie die Fachkräftesicherung als Schlüssel zum Erhalt und Ausbau der Innovationskraft Deutschlands durch passende Rahmenbedingungen unterstützt werden sollte.
Achleitner, A.-K./Kussel, G./Pavleka, S./Schmidt, C. M.: Innovationssystem Deutschland – Die Fachkräftesicherung in Deutschlandunterstützen (acatech STUDIE), München 2023.DOI: https://doi.org/10.48669/aca_2023-11
