WHO-Studie zur Übertragbarkeit von SARS-CoV-2

Abstand, Gesichtsmasken und Augenschutz verringern das Infektionsrisiko

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Gesellschaft
Schon ein Abstand von mindestens einem Meter senkt das Infektionsrisiko erheblich. Ein internationales Forscherteam hat erstmals untersucht, wie sich körperliche Distanz, Gesichtsmasken und Augenschutz auf die Verbreitung von COVID-19 auswirken.

Aktuelle Erkenntnisse deuten darauf hin, dass COVID-19 am häufigsten durch Atemtröpfchen verbreitet wird, insbesondere wenn Menschen husten und niesen, wobei die Viren durch Augen, Nase und Mund eindringen - entweder direkt oder durch Berührung einer kontaminierten Oberfläche. Derzeit besteht zwar Einigkeit darüber, dass SARS-CoV-2 sich hauptsächlich durch große Tröpfchen und Kontakt verbreitet, doch geht die Debatte über die Rolle der Ausbreitung via Aerosole weiter.

Ein internationales Team  von der McMaster-Universität und des St. Joseph's Healthcare in Hamilton, Ontario, hat nun im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO eine umfassende Analyse zu den gängigen bisherigen Schutzmaßnahmen körperliche Distanz, Gesichtsmasken und Augenschutz vorgelegt.

Analysiert werden die Maßnahmen für COVID-19, SARS und MERS

Die Forscher um den Kanadier Dr. Derek K. Chu begutachteten bis zum 3. Mai 2020 insgesamt 172 Beobachtungsstudien aus 16 Ländern und schätzten zudem auf der Grundlage von 44 Vergleichsstudien (7 mit 6.674 Probanden zu COVID-19, 26 mit 15.928 Probanden zu SARS und 11 mit 3.095 Probanden zu MERS) die Effektivität dieser Maßnahmen ein.

Jeder weitere Meter halbiert das Risiko noch einmal

Im Ergebnis könnte ein Abstand von mindestens einem Meter zu anderen Menschen sowie das Tragen von Gesichtsschutz und Augenschutz der beste Weg sein, um das Risiko einer Virusinfektion beziehungsweise einer Übertragung von COVID-19 zu verringern. So betrug das Infektionsrisiko bei Personen, die mehr als einen Meter von der infizierten Person entfernt stehen, 3 Prozent gegenüber 13 Prozent bei einer Entfernung von einem Meter. Mit jedem weiteren Meter Distanz (bis 3 Meter Abstand) wurde das Risiko noch einmal halbiert. Eine körperliche Distanz von mehr als 1 Meter sowohl im Gesundheitswesen als auch in der Gesellschaft reduziert das Ansteckungsrisiko um 82 Prozent.

Wer Gesichtsschutzschilde, Schutzbrillen oder Brillen trägt, ist im Vergleich zu Personen ohne Augenabdeckung ebenfalls einem geringeren Infektionsrisiko ausgesetzt: Mit Augenschutz betrug das Infektions- oder Übertragungsrisiko 6 Prozent gegenüber 16 Prozent ohne. Für den Augenschutz ermittelten die Forscher insgesamt eine Schutzwirkung von 78 Prozent.

Ähnliche Vorteile ergaben sich für Gesichtsmasken: Das Infektions- oder Übertragungsrisiko beim Tragen einer Maske betrug 3 Prozent gegenüber 17 Prozent ohne. Ein Mund-Nase-Schutz senkt das Infektionsrisiko laut der Studie um 85 Prozent.

Teilchenfiltrierende Masken wie N95 (etwa „gauze masks“ oder wiederverwendbare Masken mit 12 bis 16 Lagen Baumwollstoff) könnten Medizinern und Pflegern möglicherweise einen besseren Schutz bieten als OP-Masken. Baumwollstoffmasken seien dabei auch für die Bevölkerung geeignet. Diese erreichten in einer Unteranalyse eine Schutzwirkung von 96 Prozent.

Keine dieser Interventionen biete jedoch, selbst wenn sie richtig eingesetzt und kombiniert werden, einen vollständigen Schutz vor einer Infektion, warnen die Autoren. In dem Zusammenhang weisen sie darauf hin, dass zu Vorkehrungen wie dem Tragen von Gesichtsmasken oder Augenschutz bislang nur wenige gesicherte Erkenntnisse vorliegen.

Und obwohl Distanz-, Gesichtsmasken und Augenschutz jeweils einen hohen Schutz boten, seien grundlegende Maßnahmen wie Handhygiene unerlässlich, um die aktuelle COVID-19-Pandemie und künftige Wellen einzudämmen.

Die Effektivität der Maßnahmen wurde erstmals untersucht

Mit der Studie wurde zum ersten Mal systematisch der optimale Einsatz dieser Schutzmaßnahmen untersucht.

"Unsere Ergebnisse sind die ersten, die alle direkten Informationen über COVID-19, SARS und MERS zusammenfassen und die derzeit besten verfügbaren Erkenntnisse über den optimalen Einsatz dieser häufigen und einfachen Interventionen liefern, um die "Kurve abzuflachen" und die Pandemiebekämpfungsbemühungen in der Bevölkerung zu unterstützen", bestätigt Prof. Holger Schünemann von der McMaster University in Kanada, der die Forschungsarbeiten mit leitete.

"Regierungen und das öffentliche Gesundheitswesen können unsere Ergebnisse nutzen, um kommunalen Einrichtungen und Mitarbeitern im Gesundheitswesen klare Ratschläge für diese Schutzmaßnahmen zur Verringerung des Infektionsrisikos zu geben."

Derek K Chu, MD, Prof Holger J Schünemann, MD et al., Physical distancing, face masks, and eye protection to prevent person-to-person transmission of SARS-CoV-2 and COVID-19: a systematic review and meta-analysis, in The Lancet, Open AccessPublished:June 01, 2020DOI:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(20)31142-9

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