Abwanderung von Gesundheitspersonal verschärft Fachkräftemangel
Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Bertelsmann Stiftung zu Engpassberufen, die den Fokus – neben den Bereichen Handwerk und IT – auf Gesundheit und Pflege legt. Laut der Analyse sind Wechsel aus Engpassbereichen heraus häufiger zu beobachten als solche in umgekehrter Richtung. Zudem zeige sich, dass das Beschäftigungspotenzial bestimmter Gruppen, insbesondere von Frauen und älteren Personen, nur unzureichend genutzt werde, heißt es in der Studie.
Nach Angaben der Untersuchung des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung arbeiten etwa 85 Prozent der Beschäftigten in Gesundheit und Pflege in sogenannten Engpassberufen mit hohem Fachkräftemangel. Der Bereich ist mit einem Frauenanteil von im Schnitt 81 Prozent stark weiblich geprägt und weist eine hohe Teilzeitquote von rund 43 Prozent aus.
Zwei Drittel der „Abwanderer“ orientieren sich beruflich komplett neu
„Die aktuelle Wechseldynamik zwischen Jobs verschärft die ohnehin schon schwierige Situation in Bereichen wie der Pflege oder dem Handwerk“, sagte Luisa Kunze, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung. Die Situation werde noch dadurch verschärft, dass Menschen aus Engpassberufen häufig in für sie fremde Berufe wechseln. So ändere mehr als ein Drittel die berufliche Ausrichtung beim Wechsel komplett. Das gelte ganz besonders für Beschäftigte, die den Gesundheits- und Pflegebereich verlassen. Dort orientierten sich sogar rund zwei Drittel komplett um. „Damit gehen besonders im Pflegebereich für den Arbeitsmarkt wichtige Kompetenzen vollständig verloren“, sagte Kunze.
Mix aus höheren Löhnen, mehr Perspektiven und weniger Stress kann Mitarbeiter halten
Wie die Bertelsmann-Stiftung weiter mitteilte, könnte eine bessere Bezahlung zur Entspannung der Situation beitragen. Derzeit sei das Lohnniveau im Engpassbereich im Schnitt niedriger als in anderen Berufen. „Die Untersuchung zeigt: Liegt der eigene Lohn um fünf Prozent unter dem beruflichen Durchschnitt, ist die Wahrscheinlichkeit, im Job zu bleiben, drei Prozentpunkte niedriger als bei anderen Arbeitnehmerinnen“, heißt es.
Hier hätten Unternehmen Gestaltungsmöglichkeiten. „Mit dem richtigen Mix aus höheren Löhnen, Entwicklungsperspektiven und reduzierter Arbeitsbelastung können sie Mitarbeitende halten“, sagte Kunze. Auch Möglichkeiten zur Aufstiegsqualifizierung könnten helfen, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre Kompetenzen ausbauten und in Mangelberufen blieben.



