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Ärzte gegen studierte Pflegekräfte

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Sollen Pflegekräfte künftig studieren? Den Vorschlag des Wissenschaftsrats, zumindest einen Teil des Berufsstands akademisch zu bilden, lehnen Kliniken und Ärzte ab.

Vor einer solchen Reform müsse die Finanzierung der Ausbildung geklärt sein, fordert die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG). Es ginge nicht, dass sich die Krankenkassen, die heute die Ausbildung bezahlen, diese Bürde dem Staat anlasten, sagte DKG-Präsident Alfred Dänzer dem "Handelsblatt". Zudem mache die Reform keinen Sinn, "solange Ärzte keine Aufgaben an topqualifizierte Pflegekräfte abgeben". Der Wissenschaftsrat, das höchste Beratungsgremium der Politik für die Wissenschaft, hatte zuvor gefordert, in Zukunft bis zu 20 Prozent der Pflegekräfte an Fachhochschulen und auch Universitäten auszubilden. Das bedeute, dass die Länder rund 5.400 Bachelor-Studienplätze für Pflegekräfte und Physiotherapeuten finanzieren müssten.Diese Akademisierung sei erforderlich, um die steigenden Herausforderungen mit alten oder chronisch Kranken zu meistern. Auch Pflegekräfte müssten heute wissenschaftlich fundiert arbeiten, das sei in vielen anderen Ländern bereits der Fall , so der Wissenschaftsrat. Dass die Reform "nur zu Frust bei akademisch ausgebildeten Pflegekräften führe", solange sie nicht auch anspruchsvolle Aufgaben haben, entgegnete indes Dänzer. Dafür bedeute eine Kulturrevolution im Gesundheitswesen und neue Gesetze: In den Niederlanden etwa dürften Schwestern nicht nur Wunden versorgen und Blut abnehmen, sondern in Absprache mit dem Arzt auch unterstützende medizinische Aufgaben bei der Versorgung von Intensivpatienten übernehmen, sagte Dänzer, selbst Leiter der Universitätsmedizin in Mannheim. In Deutschland ist das alles verboten. Daran wollen zumindest die Universitätenvertreter nichts ändern. Ihre Arbeitsgemeinschaft hat dem Vorstoß des Wissenschaftsrates bereits eine klare Absage erteilt, berichtet das "Handelsblatt". Auch akademisch gebildete Pflegekräfte könnten keine Aufgaben der Ärzte übernehmen. Patienten hätten "Anspruch auf eine Behandlung durch einen Facharzt", zitiert die Zeitung aus ihrer Stellungnahme. Mit Blick auf die höheren Gehälter für höher ausgebildetes Pflegepersonal warnt Dänzer nicht vor höhere Kosten, die diese Qualifizierung mit sich bringen, sondern vor Einsparungen an anderer Stelle: "Die Folge wäre die Rückkehr der Pflegehelfer, die nur ein Jahr lernen und die wir aus guten Gründen abgeschafft haben." Ebenfalls auf Kosten der Patienten.Die medizinischen Fakultäten seien zudem nicht in der Lage, die "Pflege-Akademiker" auszubilden, weil die Mediziner nicht viel vom Gebiet der Pflege wüssten.Der Wissenschaftsrat beklage zu Recht, dass "die Forschung zur Versorgung von Patienten im Argen liegt - zu Lasten der Patienten und der Kosten", sagte er dem Blatt. Deshalb solle er besser dafür sorgen, dass sich die Ärzte endlich auch von der wissenschaftlichen Seite her der Pflege widmeten, fordert Dänzer. 

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