Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung

Ärzte haben mehr Aufwendungen, aber weniger Einnahmen

pr
GesellschaftPraxis
Arztpraxen sind zwar bisher wirtschaftlich recht gut durch die Pandemie gekommen. Dennoch: Die Einnahmen sinken, die Aufwendungen steigen. Vor allem die Inflation und hohe Personalkosten machen sich bemerkbar.

Die erste Auswertung des Praxis-Panels des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (zi) zeigt nach einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung von 2017 bis 2019 eine Trendwende für das Jahr 2020 – mit schwächer steigenden Jahresüberschüssen. Grund ist die Corona-Pandemie, deren Auswirkungen sich an dem geringeren Wachstum der Praxiseinnahmen und an den Praxisaufwendungen ablesen lassen.

Corona und Inflation: massive Kosten für 2022 erwartet

Dass die Niedergelassenen 2020 mit 1,6 Prozent real noch ein kleines Plus beim Jahresüberschuss verbuchen konnten, haben sie allein der extrem niedrigen Inflationsrate von damals 0,5 Prozent zu verdanken, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. Der gleiche nominale Zuwachs beim Jahresüberschuss würde bei der Verbraucherpreisentwicklung von 2021 (3,1 Prozent) zu realen Verlusten der Praxen führen.

Für 2022 dürften die Ärzte aufgrund der hohen Inflationsrate von bisher 7,5 Prozent massiv ansteigende Kosten und aufgrund von Sparmaßnahmen der Bundesregierung zugleich stagnierende, wenn nicht gar rückläufige Einnahmen erwarten, prognostizierte von Stillfried. 

Die ergebnisse aus dem Praxis-Panel

Überschüsse:

Die Jahresüberschüsse je Praxisinhaber (Gesamteinnahmen minus Gesamtaufwendungen) stiegen unter Berücksichtigung der Inflationsrate zwischen 2017 bis 2020 um 4,2 Prozent. Die reale Verbesserung bei den Überschüssen erfolgte vor allem in 2019 und 2020, wobei das Wachstum in 2020 auf dem Niveau von 2019 stagnierte (jeweils +1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr). In 2018 fiel das Wachstum der Jahresüberschüsse mit +0,9 Prozent noch deutlich moderater aus. 2020 lag der Jahresüberschuss durchschnittlich bei rund 172.900 Euro je Praxisinhaber.

Aufwendungen:

Die Gesamtaufwendungen je Praxisinhaber nahmen zwischen 2017 und 2020 um 13,2 Prozent beziehungsweise um 4,2 Prozent jährlich. Der Anstieg überschritt sichtbar die Verbraucherpreise, die im gleichen Zeitraum im Bundesdurchschnitt um 3,7 Prozent zunahmen. Während die Aufwendungen der Praxen in den Jahren 2018 (+4,8 Prozent) und 2019 (+4,7 Prozent) jeweils besonders deutlich gestiegen sind, sind die Aufwendungen in 2020 gegenüber dem Vorjahr nur noch um 3,2 Prozent gestiegen. Hier bildet sich dem Panel zufolge einerseits die allgemein sehr geringe Inflationsrate und andererseits die Corona-Pandemie im Jahr 2020 ab.

Gesamteinnahmen:

Die Gesamteinnahmen je Praxisinhaber stiegen durchschnittlich nur um 3,4 Prozent je Jahr beziehungsweise um 10,5 Prozent im Vergleich von 2017 zu 2020. Die Verbesserung der Einnahmensituation war mit 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr in 2018 und mit 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr in 2019 stabil, während sich das Wachstum in 2020 vermutlich aufgrund der Corona-Pandemie deutlich verlangsamt hat - mit nur noch 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Aufwendungen für Personal:

Die Aufwendungen für Personal verzeichneten im Beobachtungszeitraum mit einer Zunahme um 14.400 Euro bzw. 18,9 Prozent je Praxisinhaber den stärksten absoluten Anstieg aller Ausgabenkategorien. Der durchschnittliche jährliche Anstieg der Aufwendungen betrug 5,9 Prozent pro Jahr und lag damit deutlich über der durchschnittlichen Steigerung der Gesamtaufwendungen von 4,2 Prozent pro Jahr.

Der jährliche Anstieg der Personalaufwendungen liegt damit auch in erheblichem Maße über dem Wachstum der Gesamteinnahmen der Praxen (+3,4 Prozent) und deutlich über der Entwicklung der Jahresüberschüsse (nominal +2,6 Prozent).

Weitere Kostenfaktoren: Die größten Kostensprünge gab es zudem bei Aufwendungen für Wartung und Instandhaltung (+38,4 Prozent), bei Material und Labor (+19 Prozent) sowie bei der Miete für Praxisräume (+3 Prozent).

Zi-Praxis-Panel (ZiPP)

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