Ärzte sind frustriert
Ein Drittel macht Kurzarbeit
So gaben drei Viertel (74 Prozent) der Befragten an, dass die Patientenzahlen seit Beginn der Pandemie in ihrer Praxis stark rückläufig seien. 56 Prozent gaben an, das rückläufige Patientenaufkommen dafür zu nutzen, Überstunden für Praxispersonal abzubauen und Liegengebliebenes abzuarbeiten. 34 Prozent haben Kurzarbeit eingeführt und 10 Prozent nutzt ihre freiwerdende Zeit, um spezielle Corona-Einrichtungen (Testzentren, Kliniken) oder den ÖGD zu unterstützen. 86 Prozent zeigen sich überzeugt, dass Corona in ihrer Praxis zu wirtschaftlichen Einbußen führen werde.
Über die Hälfte hat sich selbst um Schutzausrüstung gekümmert
Bei der Versorgung mit Schutzkleidung hat sich Eigeninitiative bewährt: Für über die Hälfte (52 Prozent) der niedergelassenen Ärzte hat sich die Situation nur dadurch entspannt, dass sie sich selbst um Schutzausrüstung gekümmert haben.
In den Kliniken gaben 41 Prozent der Ärzte an, die fehlende Schutzkleidung führe zu Engpässen. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie für die Kliniken wird nach Auffassung von 60 Prozent durch die politischen Maßnahmen kompensiert. 40 Prozent glauben, die Krise führe auch für sie persönlich zu wirtschaftlichen Verlusten.
Unter der Fragestellung „Wie wirkt sich die Corona-Krise auf Ihre berufliche Situation in Niederlassung oder Klinik aus?“ wollte sich der Hartmannbund einen Einblick in die aktuelle Situation verschaffen. Über 650 Ärztinnen und Ärzte aus allen Versorgungsbereichen haben innerhalb von 48 Stunden (Erhebungszeitraum 21./22. April) geantwortet.
Stimmen aus den Freitextantworten der Blitzumfrage:
„Für den Krisenfall (Naturkatastrophen, Epidemien, Pandemien) sollte sich das Gesundheitswesen in Deutschland besser aufstellen. Insbesondere bzgl. Material-, Geräte-, Medikamentenbestand und Bettenkapazitäten.“
„Trotz vorhandener Warnzeichen (RKI 21013) waren die Politik und unsere Standesorganisationen völlig unvorbereitet, es besteht immer noch die Gefahr, dass Ärzte und Pflegekräfte verheizt werden. Hier muss langfristige Gesundheits- und Daseinsvorsorge elementarer Bestandteil unserer Gesellschaft werden.“
„Die Strukturen in Selbstverwaltung, öffentlichen Gesundheitswesen, BfArm, Bundesministerium f. Gesundheit etc. sollten sich für zukünftige ähnlich geartete Szenarien besser organisieren.“
„Versorgung mit Schutzausrüstung und wichtigen Medikamenten muss besser sichergestellt werden. Vergütung unabhängiger von Schwankungen des Patientenaufkommens.“
„Ich würde mir wünschen, dass wir die aktuelle Situation nutzen, um der Ökonomisierung in der Medizin Einhalt zu gebieten.“