An der Seite der Patienten, von der Politik vergessen
Während die Regierung an diesem Nachmittag im Bundestag gegenüber noch über die mögliche Einführung einer allgemeinen Impfpflicht debattiert, versammeln sich ein weiteres Mal Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus den niedergelassenen Praxen zusammen mit Vertreterinnen vom VmF am Brandenburger Tor in Berlin.
GEfordert: Staatliche Anerkennung für alle ZFA und MFA!
Die Absage eines staatlichen Corona-Bonus an die seit knapp zwei Jahren stark belasteten Berufsgruppen, hat die ZFA und MFA enttäuscht zurückgelassen. Heute wollen sie weiter kämpfen für die Anerkennung ihrer Leistungen in der Frontline, direkt am Patienten.
Auch heute hat VmF-Präsidentin Hannelore König wieder Briefe von ZFA und MFA dabei, die den Verband erreichten und die sie stellvertretend an das Bundesgesundheitsministerium weitergeben will. Und nochmals betont sie, wie ausgelaugt ihre Kolleginnen von der vergangenen Zeit sind. Vor allem die stark von den niedergelassenen Praxen mitgetragene Impfkampagne und der hohe Aufklärungsbedarf der Patienten belasten den regulären Arbeitsalltag zusätzlich.
„Die MFA und ZFA in den niedergelassenen Praxen sind seit Beginn der Pandemie besonders belastet. Neben der ambulanten zahnärztlichen und ärztlichen Versorgung kümmern sie sich auch um die Versorgung von mehr als 90 Prozent der COVID-Patientinnen und Patienten”, erklärt König. „Sie fangen die Überlastungen des öffentlichen Gesundheitswesens auf, sichern den Schutzwall vor den Kliniken, setzen die ständigen Änderungen in der Impf- und Teststrategie um, baden zudem die Kommunikationsfehler zwischen Wissenschaft und Politik aus.”
Anfragen, Beschwerden und Drohungen landeten als erste bei ihnen als Kontaktpersonen. König: „2020 und 2021 wurden Boni an Kliniken und Pflegeeinrichtungen ausgeschüttet, 2022 sind weitere geplant. Nur das große Engagement der Beschäftigten in den Arzt- und Zahnarztpraxen in der Pandemie und ihre wertvollen Leistungen werden dauerhaft nicht anerkannt.”
Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK), die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) Landeszahnärztekammern, KZVen und der Freie Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) bekräftigten ihre Solidarität mit den ZFA und befürworteten die Aktion: Dank des Einsatzes und des Engagements der ZFA habe man die zahnmedizinische Versorgung in den vergangenen beiden Jahren am Laufen halten können. Ihnen gebühre ein großes Dankeschön – auch sie hätten sich einen Sonderbonus verdient. BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz und der stellvertretende KZBV-Vorsitzende Dr. Karl-Georg Pochhammer waren neben weiteren Standesvertretern vor Ort, um die Protestaktion persönlich zu unterstützen und mit Gesundheitspolitikern ins Gespräch zu kommen.
Impfgegner versuchten MFA und ZFA für sich mobilisieren
Zur Übergabe der vom VmF gesammelten Protestbriefe der ZFA und MFA an das Bundesgesundheitsministerium kam es gestern Nachmittag in Berlin nicht mehr: Die Protestaktion musste zum Ende hin aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden. Im Anschluss an die Versammlung wollten sich VmF-Präsidentin Hannelore König und einige Teilnehmer eigentlich auf den Weg zur Friedrichstraße machen. Doch die zuständigen Polizeibeamten der Hundertschaft rieten davon dringend ab.
Auf der Straße „Unter den Linden“ waren bereits viele Demonstranten der Anti-Corona-Bewegung ohne Masken und mit zu wenig Abstand auf dem Vormarsch, eine Alternativroute konnte durch die Polizei nicht ausreichend gesichert werden.
„Es wurde im Vorfeld in den sozialen Netzwerken dazu aufgerufen, sich uns anzuschließen, wenn wir uns auf den Weg zum BMG machen würden,“ berichtet König. Die Demonstranten wollten sich demzufolge gezielt untermischen.
„Wir waren über die ganze Zeit in einem Austausch mit den Beamten und haben uns bis zu dem Punkt einigermaßen sicher gefühlt. Aber dann kam ein richtig mulmiges Gefühl auf,“ schildert König die Situation. Sie habe dann entschieden, dass das Sicherheitsrisiko für ihre Teilnehmer zu groß sei und die Veranstaltung beendet.Mit der Aktion selbst waren alle Beteiligten zufrieden. Die Briefe würden nun durch einen Boten ins BMG überbracht. Die nächste Aktion soll Mitte März stattfinden.
„Bis dahin wollen wir dem Gesundheitsministerium die Zeit für eine Reaktion lassen und in der aktuell aufgeheizten öffentlichen Debatte um die Impfpflicht nicht noch Öl ins Feuer gießen. Denn die MFA erleben zurzeit schon genug Drohungen und Unmut in den Praxen,“ betont König. Sie hofft, dass beim nächsten Mal die Lage wieder friedlicher ist „und wir vom neuen Gesundheitsminister nicht wieder 14 Monate auf eine Antwort warten müssen!“