Anästhesie: Strom statt Spritze
Camila Cubayachi von der Universität Sao Paulo und ihre Kollegen haben eine Methode entwickelt, mit der Zähne und Zahnfleisch ohne Spritze betäubt werden können. Ausgangspunkt ihrer Untersuchung war die örtliche Betäubung, die gegen den Pieks der Spritze auf das Zahnfleisch auftragen wird. Meist ist das ein Gel, das Lokalanästhetika wie Lidocain oder Prilocain enthält.
Iontophorese macht die Membranbarriere durchlässig
Normalerweise wirken Betäubungsgele nur auf der Oberfläche des Zahnfleischs. Die Forscher untersuchten nun an Schweinekiefern, ob eine nicht-invasive Technik das Mittel durch die Membran und in die Schleimhäute bringen kann - und kamen auf Strom. Iontophorese macht die Membranbarriere durchlässig, so dass das Gel tief in das Zahnfleisch eindringen kann.
Das Betäubungsmittel kann genauso effektiv verabreicht werden, wie eine herkömmliche Spritze, bilanzieren die Wissenschaftler. "Die Iontophorese verstärkte das Eindringen einer Mischung von Lidocain Hydrochlorid und Prilocain Hydrochlorid um das Zwölffache", berichten Cubayachi und ihre Kollegen. Das Prilocain reicherte sich sogar mit der 86-fachen Konzentration im Zahnfleisch an.
Spritzenfreie Betäubung senkt das Infektionsrisiko
Diese neue Methode könnte Patienten die Spritze beim Zahnarzt ersparen, meinen die Forscher. Und nicht nur das: "Eine spritzenfreie Betäubung spart Kosten, erleichtert die Anwendung und verbessert die Mitarbeit des Patienten", sagt Renata Lopez von der Universität von Sao Paulo. Zudem senke es das Risiko für Infektionen. Nach weiteren Tests sind auch klinische Studien mit menschlichen Probanden geplant.
Die Studie wurde imJournal Elsevierveröffentlicht.