Kanadische Studie

Augen-Scan verrät Parkinson im Frühstadium

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Medizin
Könnte man Parkinson mit einem einfachen Netzhaut-Scan diagnostizieren? Tatsächlich reagiert die Netzhaut von Parkinson-Patienten anders auf Lichtreize als die von Gesunden, wie eine Studie aus Québec zeigt.

Mit einem Augen-Scan lässt sich eine Parkinson-Erkrankung neuerdings erkennen, lange bevor Symptome auftreten. Das gibt Ärzten Zeit, um Maßnahmen zu ergreifen, die den Ausbruch der Krankheit verzögern und den Verlauf milder gestalten. Das Verfahren haben kanadische Forscher der Université Laval und des ihr angegliederten Institut universitaire en santé mentale (CERVO) in Québec, Kanada, entwickelt.

Die Netzhaut reagiert anders

„Wenn die Symptome auftreten, besteht die Krankheit bereits seit mehreren Jahren und die beteiligten Neuronen im Gehirn befinden sich schon in einem irreversiblen Degenerationsprozess. Deshalb ist es wichtig, Biomarker zu finden, um Parkinson in einem frühen Stadium der Krankheit zu erkennen“, erklärt Studienleiter Martin Lévesque, Professor an der medizinischen Fakultät der Universität Laval und Forscher am CERVO-Zentrum.

Die Netzhaut sei eine direkte Erweiterung des zentralen Nervensystems und biete daher eine nicht-invasive Möglichkeit, das Gehirn zu erforschen. „Eine ungewöhnliche Reaktion der Netzhaut auf Lichtreize könnte auf eine Erkrankung des Gehirns hinweisen“, sagt Lévesque.

Das Team nutzte die Elektroretinografie (ERG), eine Technik zur Untersuchung der elektrischen Aktivität der Netzhaut – dem lichtempfindlichen Gewebe im Augenhintergrund – als Reaktion auf Lichtreize. Ein Gerät sendet Lichtblitze oder Lichtmuster an das Auge, und Elektroden, die auf dem und um das Auge herum angebracht sind, messen die elektrischen Reaktionen verschiedener Netzhautzelltypen, um Aufschluss über deren Funktionsfähigkeit zu bekommen.

Dann rekrutierten die Forschenden 20 Personen, bei denen vor weniger als fünf Jahren Parkinson diagnostiziert worden war. „Wir platzierten eine Elektrode auf dem unteren Augenlid jedes Teilnehmers und zeichneten die Reaktion seiner Netzhaut auf eine Reihe von Blitzen unterschiedlicher Intensität, Frequenz und Farbe auf. Dasselbe machten wir mit gleichaltrigen, aber gesunden Personen. Die Aufzeichnungen, die wir von Parkinson-Patienten erhalten, weisen eine andere Signatur auf als die Personen der Kontrollgruppe“, berichtet Lévesque.

Die Forscher testeten ihr Diagnosesystem an Mäusen, die eine mutierte Form des menschlichen Alpha-Synuclein-Proteins produzierten, das mit Parkinson in Verbindung gebracht wird. „Wir haben junge Mäuse verwendet, bei denen noch keine motorischen Anzeichen der Krankheit zu beobachten waren“, sagt Lévesque. „Erneut erhielten wir unterschiedliche Reaktionen bei Parkinson-Modelltieren und gesunden Mäusen. Dies deutet darauf hin, dass die funktionellen Manifestationen von Parkinson in einem frühen Stadium der Krankheit durch eine Untersuchung der Netzhaut erkannt werden.“

Screening ist ab dem 50. Lebensjahr möglich

Sein Team könnte Personen ab dem 50. Lebensjahr ein Screening mittels funktioneller Netzhautuntersuchung anbieten. Lévesque: „Eine frühzeitige Erkennung würde Interventionen ermöglichen, die die Degeneration der an dieser Krankheit beteiligten Neuronen verhindern.“

Soto Linan V, Rioux V, Peralta M 3rd, Dupré N, Hébert M, Lévesque M. Early detection of Parkinson's disease: Retinal functional impairments as potential biomarkers. Neurobiol Dis. 2025 May;208:106872. doi: 10.1016/j.nbd.2025.106872. Epub 2025 Mar 14. PMID: 40090470.

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