Ausgezeichnete Zahnschutz-Initiativen für die Jüngsten und die Ältesten
5.000 Euro für "Optimales Zahnputztraining mit differenziellem Lernansatz"
Sieger im Bereich Wissenschaft ist das Team um Dr. Sven-Olav Pabel von der Universitätsmedizin Göttingen mit dem überraschenden Ergebnis ihrer Studie, wonach ein variantenreiches Zahnputztraining signifikant effektiver ist als die Einübung immer gleicher Bewegungsabläufe.
Die Autoren verglichen bei 54 Grundschulkindern 15 Tage lang verschiedene Lernansätze zum Zähneputzen. Als besonders effektiv erwies sich ein Training, das gezielt Unterschiede und Variationen in die Bewegungen einbaute. Die Kinder bekamen jeden Tag eine andere Aufgabe, zum Beispiel Zähneputzen mit Torwarthandschuhen, mit geschlossenen Augen oder mit der linken Hand.
Diese differenzielle Lernmethode führte zu einer signifikanten Reduktion von Plaque und Gingivitis. Sie schnitt wesentlich besser ab als das übliche Zahnputztraining mit konventionellen Instruktionen und Demonstrationen der korrekten Putztechnik.
Insbesondere zu späteren Kontrollzeitpunkten war eine Verbesserung beziehungsweise Stabilisierung des Putzerfolgs zu verzeichnen. „Offenbar initiieren veränderte Bewegungsaufgaben einen Prozess der Selbstorganisation im zentralen Nervensystem, der zu einem individuell optimierten und stabilen Bewegungsmuster führt“, erklärte Pabel das Ergebnis.
5.000 Euro für "Interdisziplinäres Präventionskonzept zur Vermeidung frühkindlicher Karies"
Im Bereich Öffentliches Gesundheitswesen überzeugte ein interdisziplinäres Präventionskonzept zur Vermeidung der frühkindlichen Karies, das vom Gesundheitsamt Dormagen ins Leben gerufen und von der Universität Marburg evaluiert wurde.
Gegründet wurde die Initiative von der fünfköpfigen Arbeitsgruppe um Dr. Birgit Bartsch vom Gesundheitsamt Dormagen (Planung, Koordination, Dokumentation/Befunderfassung) sowie von Dr. Julia Winter und Prof. Dr. Klaus Pieper von der Universität Marburg (Evaluation). Herzstück ist die umfassende Aufklärung junger Eltern durch ein interdisziplinäres Team. Im Boot sind Gynäkologen, Hebammen, Kinderärzte, Zahnärzte und soziale Dienste der Stadt Dormagen sowie das Gesundheitsamt des Rhein-Kreises Neuss als Projektkoordinator.
Die Auswertung der Daten zum Kariesbefall zeigt den Erfolg der Initiative: Nach Einführung des Präventionsprogramms halbierten sich sowohl die mittleren dmf-t-Werte als auch die Fälle mit schwerer frühkindlicher Karies (S-ECC). Dies ergab der Vergleich von 706 Kindern der Prüfgruppe (Oktober 2015 bis März 2016) und 661 Kindern der Kontrollgruppe (Januar bis Juli 2012).
„Die Initiative ist ein zukunftsweisendes Modell für eine präventionsorientierte Zahnmedizin bei Säuglingen und Kleinkindern – auch für andere Regionen in Deutschland“, lobt Dr. Michael Schäfer, Jurymitglied und Vorsitzender des Bundesverbandes der Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BZÖG). „Das Programm insgesamt weist im Rahmen seiner interdisziplinären Vorgehensweise einen sehr effizienten Mitteleinsatz mit hoher Effektivität auf.“
Sonderpreis für soziales Engagement in Alten- und Pflegeheimen
Dass es möglich ist, mit sozialem Engagement im zahnärztlichen Praxisalltag auch Menschen in Alten- und Pflegeheimen unter Einbeziehung von Hausbesuchen zu betreuen, zeigt die Initiative von Dr. Boris Jablonski, Zahnarzt mit Praxis in Lollar bei Gießen. Mit viel Engagement betreut er gemeinsam mit seiner Kollegin Dr. Maren Wagener und einer „Zahnbeauftragten“, Tanja Grzybinski, zwei Heime und meistert dabei organisatorische, wirtschaftliche und hygienische Hürden, um eine adäquate zahnmedizinische Behandlung durchführen zu können. Für ihren Einsatz erhalten Jablonski und sein Team den zusätzlich gestifteten und mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Niedergelassene Praxis und gesellschaftliches Engagement“ 2017, der damit zum vierten Mal in Folge verliehen wird.
Der Wrigley Prophylaxe Preis wird von der wissenschaftlichen Initiative Wrigley Oral Healthcare Program (WOHP) gestiftet und steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ). In der Jury engagierten sich in diesem Jahr Prof. Dr. Thomas Attin, Universität Zürich, Prof. Dr. Werner Geurtsen, Medizinische Hochschule Hannover, Prof. em. Dr. Joachim Klimek, Universität Gießen, Prof. em. Dr. Klaus König, Universität Nijmegen, Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel, Universität Bern, der amtierende DGZ-Präsident Prof. Dr. Matthias Hannig, Universität des Saarlandes, und Dr. Michael Schäfer, Vorsitzender des BZÖG, Düsseldorf.