Baas gibt der PKV noch 30 Jahre maximal

sg
Der Vorsitzende der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, drängt auf eine Vereinheitlichung von gesetzlicher und privater Krankenversicherung.

Wie der Zahnärztenachrichtendienst berichtet, halte die TK damit an ihrem Vorschlag zur Reform des ärztlichen Honorarsystems fest. Baas mit den Worten zitiert: „Wir fordern, dass man Ärzte anders bezahlt. Unser heutiges Vergütungssystem ist sehr an Pauschalen orientiert und führt dazu, dass Ärzte klagen, am Ende des Quartals kein Geld mehr zu bekommen, weil manche mehr Leistungen erbringen, als die Pauschale der gesetzlichen Krankenversicherung hergibt“.

Unerwähnt bliebe übrigens immer, dass es auch Behandlungsfälle gebe, bei denen es umgekehrt ist. „Die Ärzte verdienen gut, das ist auch richtig so, denn es ist ein hochqualifizierter und verantwortungsvoller Beruf. Aber ständig nicht zu wissen, was am Ende des Monates herauskommt, ist schon blöd“, ergänzte der TK-Chef.

Keine Zukunft für die PKV

Es müsse daher künftig eine Einzelleistungsvergütung geben: „Ein Arzt kriegt bezahlt, was er macht. Aber ein Anamnese-Gespräch über eine halbe Stunde muss auch so lange dauern. Niemand kann dann 40 dieser Gespräche am Tag abrechnen.“

Das alles gehe aber nur in einem einheitlichen Vergütungssystem von privater und gesetzlicher Krankenversicherung. Der PKV räumt Baas dabei keine großen Zukunftschancen ein. Das PKV-System sei mehr oder weniger am Ende.

Baas: „Lässt man die Beamten außen vor, sind nur etwa fünf Prozent der Deutschen privatversichert. Vielleicht hält das System noch 20 Jahre. Aber wir müssen jetzt eingreifen, sonst geht das zu Lasten der gesetzlich Versicherten. Mein Vorschlag: Ab einem bestimmten Zeitpunkt nimmt die PKV keine Versicherten mehr auf. Wer in die Gesetzliche zurück will, muss das jederzeit tun dürfen.“

Lösungsvorschlag für Altersrückstellungen

Die PKV könne ihre Bestände noch 20 bis 30 Jahre halten. „Sie wären auch profitabel, denn man kann die Prämien ja risikogerecht kalkulieren.“ Die Altersrückstellungen der Wechsler müssten in einen Fonds fließen, aus dem eine Art Rente an die gesetzliche Krankenversicherung gezahlt würde. „Dann hätte man das verfassungsrechtliche Problem der Enteignung gelöst. Und was die Beamten betrifft: Beihilfetarife können wir auch anbieten.“

Parallel müsse man das einheitliche Vergütungssystem einführen, das sei eine der Voraussetzungen für einen einheitlichen Versicherungsmarkt. „Wir reden von fünf, sechs Milliarden Euro mehr für die Ärzte. Der Arzt am Starnberger See mit vielen Privatpatienten würde weniger verdienen. Der Kinderarzt im Hamburger Problembezirk aber deutlich mehr.“

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