Barbie - ein bisschen runder

jt/pm
Gesellschaft
Die durchschnittliche US-Amerikanerin ist mit 19 Jahren 1,63 Meter groß und wiegt 68 Kilo. Barbie sieht anders aus und das ärgert einen Künstler. Deshalb kreiert er eine Puppe mit Real-Maßen.

Vom blonden Haaransatz bis zu den Augen sieht alles wie gewohnt aus. Dann geht es los: Die "wahre Barbie" sieht irgendwie vertraut aus, aber doch ganz anders: runder, kürzer, breiter. Soll sie auch, sagt Nickolay Lamm, denn das sei das wahre Leben. Der Künstler aus Pennsylvania hat sich Behördendaten über 19 Jahre alte US-Amerikanerinnen geschnappt und eine "wahre Barbie" nach den offiziellen Statistikdaten geschaffen. 

Unrealistisches Schönheitsideal kann ernste Folgen haben

"Natürlich idealisiert Spielzeug immer, das sehe ich ja durchaus ein", sagt der 24-Jährige. Aber bei Barbie könne die schöne Utopie ernste Folgen haben: "So sieht einfach keine Frau aus. So schlank, so lang ist niemand." Er könne ja noch verstehen, dass die Hände etwas unwirklich geformt seien, damit die Puppe etwas greifen könne. "Aber der Körper ist einfach unrealistisch. Und Millionen Mädchen spielen damit und viele wollen danach etwas werden, was sie schon aus biologischen Gründen gar nicht werden können." 

Die Real-Maße: 163,3 Zentimeter und 68 Kilogramm

Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat Tausende US-Amerikaner untersucht und die Werte in langen Tabellen zusammengetragen. In der Spalte der 19-Jährigen, aus der auch Lamm seine Daten zog, heißt es, dass die durchschnittliche 19 Jahre alte US-Amerikanerin 163,3 Zentimeter groß ist und 68 Kilo wiegt. 

"Wir müssen uns daran erinnern, dass Barbie ein Spielzeug ist", heißt es beim Hersteller Mattel. "Mädchen verstehen, dass Barbie eine Puppe ist. Sie wurde nie nach den Proportionen eines echten Menschen modelliert."

Herstellung der "wahren Barbie" per 3-D-Drucker

Sie sei zum Spielen perfektioniert und dafür, dass man sie einfach aus- und wieder anziehen oder frisieren könne. Die Botschaft von Barbie bleibe: Du kannst alles sein und alles werden.

Lamm war das zu wenig. Also schuf er am Computer das Bild der "wahren Barbie" und stellte auch gleich ein Exemplar per 3-D-Drucker her. Ergebnis: Fast nur die blonde Mähne ist geblieben. Die "wahre Barbie" hat größere Füße, fülligere Beine, ist an den Hüften breiter und auch im Gesicht. Oder, wie Lamm es ausdrückt: "Gesünder!" 

Übergewicht ist in den USA ein weitverbreitetes Problem

Er räumt zugleich ein, dass starkes Übergewicht ein weit verbreitetes Problem sei. Mehr als jeder Dritte ist übergewichtig, jeder 20. gilt sogar als "besorgniserregend übergewichtig". Ist da ein schlankes Vorbild nicht ganz hilfreich? "Das mit dem Übergewicht gilt nicht so sehr für die 19-Jährigen", beteuert Lamm. "Da hat sich gezeigt, dass die Amerikanerinnen erstaunlich fit sind."  Lamm würde seine "real Barbie" gern auf den Markt bringen. "Natürlich unter einem anderen Namen, wir wollen Mattel ja nicht zu sehr reizen."

Über das Internetportal "Kickstarter" sammelt er gerade Geld. Einen "real Ken" plant er übrigens nicht. "Die Botschaft der Puppe lautet ja: Es ist okay, wenn Du normal bist. Und Jungen ist so etwas meistens einfach ziemlich egal."

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.