Bauchgefühl gehört zum Know-how

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Praxis
Auf dem ladies dental talk in Düsseldorf ging es beim Thema Personalführung auch um das Bauchgefühl, dem Zahnärztinnen stärker vertrauen sollten. Ist das nicht Klischee? Initiatorin Dr. Karin Uphoff im Interview.

Zementieren diese Ratschläge nicht das alte Klischee, wonach Frauen auf ihre vermeintlichen sozialen Kompetenzen setzen sollten - statt sich beinhartes unternehmerisches Know-how anzueignen?

Dr. Karin Uphoff:Hier handelt es sich nicht um Gegensätze - "Bauchgefühl" und emotionale Intelligenz sind sehr wichtige Fähigkeiten für alle Führungskräfte und gehören deshalb unabdingbar zum unternehmerischen Know-how. Der Erfolg eines Unternehmens und insbesondere einer Praxis hängt ganz entscheidend von den Mitarbeiter(innen) ab. Die fachliche Kompetenz können Patienten nicht wirklich beurteilen. Also bewerten sie nach anderen Kriterien - und hier vor allem danach, ob die Menschen in der Praxis wertschätzend, freundlich und zugewandt sind.

Wer als Chef(in) über hohe soziale Kompetenzen verfügt, Patient(inn)en und Mitarbeiter(innen) mitnimmt und begeistert, leistet somit einen erheblichen unternehmerischen Beitrag. Natürlich ist darüber hinaus der selbstbewusste Umgang mit Zahlen, Daten, Fakten von Bedeutung. Deshalb befasst sich der ladies dental talk auch damit sehr intensiv. Unternehmertum „beinhart“ zu betreiben, würde ich übrigens niemandem empfehlen, weder Frauen noch Männern. :)

"Unternehmerinnen sprechen weniger auf "größer, höher, weiter" an!"

"Die IDS ist den Frauen zu groß, zu viel, zu unpersönlich." Mal ehrlich: Ticken Zahnärztinnen als Unternehmerinnen wirklich so anders als ihre männlichen Kollegen?

Ich glaube, diese Aussage würden auch viele Männer treffen. Trotzdem nehme ich hier tendenziell Unterschiede wahr. Unternehmerinnen sprechen weniger auf "größer, höher, weiter" an als die Männer und brauchen daher nicht so viel Show, wie wir sie heute auf vielen Messen finden.

Frauen haben häufiger die Herausforderung, Praxis und Familie unter einen Hut zu bekommen. Deshalb ist ihnen sehr daran gelegen, ihre Zeit effizient einzusetzen und Messen wirklich zum Informationsgewinn zu nutzen und nicht so sehr, um sich unterhalten und berieseln zu lassen. Sie gehen deshalb oft zielgerichteter vor, haben eine konkrete Fragestellung und möchten genau dazu eine kompetente Antwort von einer Person, der sie Vertrauen schenken. Dies greifen wir beim ladies dental talk auf: An den Abenden nehmen immer auch Expertinnen aus Industrie, Handel, Beratung und Zahntechnik teil, die den Zahnärztinnen fachlich und als Vertrauenspersonen zur Verfügung stehen.

Welche Techniken können Zahnärztinnen im Praxisalltag einsetzen, um ihr Team nach den Fähigkeiten und Bedürfnissen der einzelnen Mitarbeiter zu besetzen?

Es ist sehr hilfreich zu verstehen, dass Menschen unterschiedliche Verhaltenspräferenzen haben. Wer die Unterschiede (er)kennt, kann die Mitarbeiter(innen) ihren Präferenzen entsprechend einsetzen und begleiten. Hierfür stehen eine Reihe von Tools zur Verfügung, wie DISG und Insights. Darüber hinaus spielt ehrliche Wertschätzung eine wichtige Rolle. Also miteinander zugewandt kommunizieren, hin- und zuhören, Stärken stärken, Anerkennung aussprechen, Vertrauen schenken. Mitarbeiter(innen), die sich wertgeschätzt fühlen, übernehmen gerne Verantwortung, bringen Ideen ein und arbeiten von sich aus im Sinne und für den Erfolg des Unternehmens.

Hilfreiche Übungen dazu gibt beispielsweise die - Anmerkung der Redaktion: von Uphoff gegründete - Initiative heartleaders zu jedem „Tag der Wertschätzung“ heraus (immer am Dritten eines Monats: www.am-dritten.de). Auch diese Anregungen greifen wir an den Abenden des ladies dental talk gerne auf, so dass die Zahnärztinnen eine für den Praxisalltag wertvolle Mischung aus fachlichem Know-how, unternehmerischen Themen, emotionaler Stärkung und kollegialem Austausch erhalten.

EU-Unternehmensbotschafterin und dental ladies talk-Gründerin Dr. Karin Uphoff arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Begegnungsmanagerin - fast genauso lange ist sie für die Dentalbranche tätig. Für ihre Projekte erhielt die Unternehmerin und sechsfache Mutter viele Nominierungen und Preise.   

Die Fragen stellte Claudia Kluckhuhn.

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