Bayern: Vereinigung der Pflegenden gegründet
Die Vereinigung will demnach Ansprechpartner für die Politik und bei Vorhaben der Staatsregierung, die die Pflege betreffen, mit eingebunden werden. Ihr Ziel ist, die Qualität in der Pflege weiterzuentwickeln, im Bereich der Fort- und Weiterbildung tätig zu werden und Zuständigkeiten im Bereich der Berufsaufsicht zu erhalten.
Der 25-köpfige Gründungsausschuss aus Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflegern aus allen Teile Bayerns wählte in seiner Sitzung am 24. Oktober einen vorläufigen Vorstand und ein Präsidium und beschloss eine vorläufige Satzung. Georg Sigl-Lehner aus Simbach am Inn ist der vorläufige Präsident. In einer noch kommenden Hauptversammlung soll unter anderem der endgültige Vorstand bestimmt werden.
Eine Alternative zur Kammer - und ihren Pflichtbeiträgen
Die Gründung der Vereinigung der Pflegenden Bayerns wurde durch die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml vorangetrieben, die damit eine Alternative zum Modell einer Pflegekammer schaffen will . Dazu ist in Bayern am 24. April 2017 das Gesetz zur Errichtung einer Vereinigung der Pflegenden in Bayern (Pflegendenvereinigungsgesetz – PfleVG) verabschiedet worden.
Der bayerische Weg: Vorbild für andere Bundesländer ...
Die Mitgliedschaft in der bayerischen Vereinigung sei freiwillig und kostenlos, erklärte Huml zum Hintergrund. Viele Pflegekräfte seien einer Umfrage zufolge gegen eine Pflichtmitgliedschaft und gegen eine Belastung mit Pflichtbeiträgen. Huml: "Mit unserem Konzept nutzen wir die wesentlichen Vorteile einer klassischen Kammer, ohne gleichzeitig die Pflegekräfte mit Pflichtmitgliedschaft und Pflichtbeiträgen zu belasten. Das ist für viele Betroffene wichtig. Deshalb kann der 'bayerische Weg' bei diesem Thema auch Vorbild für andere Bundesländer in der bundesweit geführten Pflegekammer-Debatte sein."
Vor Kurzem beschloss der Deutsche Pflegerat mit der Landespflegekammer Rheinland Pfalz die 'Errichtung einer Gründungskonferenz für eine Bundespflegekammer'. Die Organisationen hatten betont, damit den Startschuss für eine gemeinsame Selbstverwaltung aller professionellen Pflegeberufe auf Bundesebene zu geben. Innerhalb eines Jahres soll die Gründungskonferenz die Vorbereitungen treffen, um eine Bundeskammer als Dach der bereits existierenden Landespflegekammer Rheinland-Pfalz und weiterer derzeit in Vorbereitung befindlicher Kammern der Pflegeberufe zu bilden und arbeitsfähig zu machen.
... oder Etikettenschwindel?
Die Kammergründungen sind ein langwieriger Prozess. Derzeit existieren weitere Initiativen für Landespflegekammern in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Bayern hat nun einen anderen Weg gewählt, der auf freiwilliger Mitgliedschaft der Pflegenden beruht. Die Vereinigung kann nicht Mitglied einer Bundeskammer werden.
Kritik kommt vom Bayerischen Landespflegerat, der die Vereinigung ablehnt und eine „echte Selbstverwaltung der Pflege“ fordert, die nicht dem „Einfluss fachfremder Gruppierungen“ ausgesetzt sei. Auch der Deutsche Pflegerat lehnt die Gründung der Vereinigung als „Etikettenschwindel“ ab.