BDK rügt "Focus"-Bericht

sf/pm
Zahnmedizin
Missverständlich bis falsch sei der Eindruck, den der aktuelle "Focus" in einem Schwerpunkt über die Kieferorthopädie vermittelt, kritisiert die Vorsitzende des Berufsverbands der Deutschen Kieferorthopäden (BDK), Dr. Gundi Mindermann.

Es sei falsch, dass die Kieferorthopädie vor allem Ästhetik- und Wellnesswünsche der Patienten bedient, kontert der BDK. "Wir sind im Gegenteil ausgesprochen glücklich darüber, dass die vielfältigen Möglichkeiten der modernen Kieferorthopädie (...) heute nicht mehr nur in der Kinderbehandlung eine Rolle spielt",  sagte Mindermann.  Vielmehr spiele die Kieferorthopädie eine immer größere Rolle als Therapie-Partner in der Erwachsenenbehandlung, in der Allgemeinmedizin und auch in Bereichen wie Logopädie und Physiotherapie.

Unter Nutzung der biologischen Strukturen im Mund- und im Kopfbereich könne in einigen Fällen sogar eine invasive chirurgische Maßnahme verhindert werden. Häufig sei mittlerweile eine präprothetische, kieferorthopädische Behandlung der Grundstein einer optimalen prothetischen Versorgung, so Mindermann.

Es sei nicht zuletzt Ansichtssache, wie man die Behandlung eines Kindes mit Überbiss betrachtet. "Die Eltern kommen nicht selten, weil das Kind auffällig aussieht und man Hänseleien vermeiden möchte. Sie wünschen sich also Ästhetik. Wir Fachzahnärzte für Kieferorthopädie dagegen sehen einen falsch gewachsenen Kieferknochen, beziehungsweise eine in ihrer Funktion gestörte Zahnreihe (...)", verdeutlicht die BDK-Vorsitzende.

Methodenvielfalt ist ein großes Plus

Die im Focus-Beitrag kritisierte Methodenvielfalt sei im Gegenteil ein großes Plus der modernen Kieferorthopädie: Die zitierte Einzelmeinung von Zahnärzten, herausnehmbare 'Spangen' sind als Verfahren überholt, seien sowohl von der kieferorthopädischen Wissenschaft als auch von der Praxis widerlegt: "Es gibt Situationen, da erweist sich die 'herausnehmbare Spange' als der mit Abstand bessere Weg - und zwar für die jeweiligen Patienten", sagt Mindermann.

Sehr erfreulich sei auch die heute mögliche Auswahl hinsichtlich der ästhetischen Ansprüche der Patienten: Von 'Kassenleistung' über 'aufwendig' bis 'weitgehend unsichtbar' reiche die Bandbreite und decke insofern bei gleicher funktionaler Therapieleistung verschiedene optische Ansprüche ab.

Leicht widerlegt werden könne auch die von zitierten Zahnärzten erhobene Kritik, die Erfolge des Verfahrens seien letztlich unbelegt. Hierbei bezieht man sich offenbar auf eine Position des Deutschen Institutes für Medizinische Dokumentation und Information BDK Berufverband der Deutschen Kieferorthopäden (DIMDI) aus dem Jahr 2008, das weitere Studien zur Nachhaltigkeit der Kieferorthopädie - allerdings auch anderer Verfahren im Bereich der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde - einforderte.

Bereits damals wurde seitens des BDK entgegnet, dass Studien immer wünschenswert und hilfreich seien, die Entscheidung über eine kieferorthopädische Behandlung allerdings "die Praxis" treffe, auf der Grundlage der Wissenschaft und auch des Leidensdrucks des Patienten.

Therapie beginnt erst mit Indikation

Mindermann: "Eine kieferorthopädische Therapie beginnt erst dann, wenn es eine fachlich begründete Indikation gibt und der Patient ausdrücklich eine Behandlung wünscht." Die moderne Kieferorthopädie leiste einen großen Beitrag zur nachhaltigen Gesunderhaltung von Zähnen und oralen Strukturen im Mund: "Dass wir diese große Leistung heute auch, wenn gewünscht, ästhetisch anspruchsvoll erbringen können, ist ein großer Fortschritt für die Patienten aller Altersklassen."

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