Berliner Ärzte befürchten Medikamentenengpass
Gut 61 Prozent der befragten Berliner Ärzte aus 431 Praxen befürchten, dass sie ihre Patientinnen und Patienten in der Erkältungswelle nicht ausreichend mit Medikamenten versorgen können, 30 Prozent erwartet Knappheit schon in den nächsten Wochen. 82 Prozent gaben in der Umfrage an, dass ihre Patienten derzeit schon nicht alle benötigten Medikamente erhalten. Bei den Kinder- und Jugendärzten sind es sogar 88 Prozent.
Patienten sind verunsichert, Apotheken besorgt
Über die Hälfte aller Befragten berichtet auch, dass Patienten aus Sorge vor Engpässen bereits jetzt um Rezepte für eine Versorgung in den nächsten Monaten bitten. Besonders knapp sind demnach Antibiotika, Blutdruck-, Fieber- und Schmerzmittel, darüber hinaus aber auch Asthmamedikamente und Augentropfen.
Die Angaben werden den Ärzten zufolge von vielen Berliner Apothekern bestätigt. Rund 63 Prozent der befragten Ärzte berichten, dass auch umliegende Apotheken Versorgungsprobleme verzeichnen. Knapp 21 Prozent kann die Situation der Apotheker nicht einschätzen.
73 Prozent der Befragten berichten, dass die Engpässe bereits seit mindestens mehreren Monaten bestehen. Anfang August hatte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) bereits vor einem Medikamentenmangel gewarnt (zm online berichtet).
Die KV Berlin macht Druck
„Diese Zahlen sind alarmierend und lassen befürchten, dass wir wie im letzten Winter einen massiven Medikamentenmangel haben werden. Nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Erwachsenen“, sagte der KV-Vorstand Burkhard Rupert, Christiane Wessel und Günter Scherer.
Die KV fordert schnelles Handeln mit Sofortmaßnahmen von der Politik: „Wir haben fast September. Das Thema Medikamentenmangel muss ganz oben auf die Prioritätenliste des BMG!" Trotz der angespannten Situation appelliert die KV an die Berliner Bevölkerung, sich nicht unnötig mit Medikamenten zu bevorraten.
Auf den Medikamentenmangel im vergangenen Jahr, betroffen waren vor allem Fiebersäfte für Kinder, Krebsmedikamente und Schmerzmittel, hatte die Bundesregierung in diesem Jahr mit Maßnahmen, wie eine Lockerung von Preisregeln für Kinderarzneimittel, reagiert.
Zudem sollen Apotheken einfacher ein wirkstoffgleiches Präparat abgeben dürfen, wenn das Original nicht mehr verfügbar ist. Für bestimmte, wichtige Präparate sollen größere Vorräte als bislang gehalten werden. Fachleute bezweifeln, dass die Reform rechtzeitig Wirkung zeigt.