Boom beim "Pflege-Bahr"
Elf Monate nach dem Start des so genannten "Pflege-Bahr" schließen immer mehr Menschen die staatlich geförderte Zusatzversicherung ab. Zurzeit würden pro Arbeitstag rund 1600 Verträge zur Absicherung gegen das Pflegekosten-Risiko abgeschlossen. Das geht aus aktuellen Daten hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegen. Sie stammen vom Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV).
Auch Menschen mit Vorerkrankungen werden genommen
Kurz nach dem Start der Versicherung waren es im Januar 2013 noch rund 240 und im Juni rund 1000 neue Verträge pro Arbeitstag. Der scheidende Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) sagte, die neue Möglichkeit, erstmals eine private geförderte Pflegevorsorge abzuschließen, werde genutzt. "Es war richtig, dass erstmals auch viele Menschen mit Vorerkrankungen nun eine private Versicherung abschließen können." Klar sei, dass es wie bei der Riester-Rente seinerzeit einige Zeit bis zum Erfolg dauert.
Union und SPD beraten an diesem Sonntag in ihren Koalitionsverhandlungen über die Pflege. SPD-Verhandlungsführer Karl Lauterbach hatte im Wahlkampf versprochen: "Das unsinnige Geschenk von Schwarz-Gelb an die Privatassekuranz von fünf Euro im Monat wird abgeschafft." Beim "Pflege-Bahr" wird die Fünf-Euro-Zulage pro Monat bezahlt, wenn der Versicherte einen Mindestbeitrag von zehn Euro zahlt. Risikozuschläge und Gesundheitsprüfungen sind nicht zulässig.
Eine Million Verträge im nächsten Jahr
PKV-Verbandsdirektor Volker Leienbach sagte: "Angesichts der stark steigenden Nachfrage rechnen wir damit, dass die geförderte Pflegezusatzversicherung im nächsten Jahr die stolze Marke von einer Million Verträgen erreichen wird." 270.000 abgeschlossene Verträge, für die bereits Geld fließe, gebe es bisher, dazu kämen 62.600 zwar unterschriebene Verträge, die aber erst noch beginnen.
Verbraucherschützer hielten an ihrer bereits vor Einführung des Konstrukts geäußerten Kritik am "Pflege-Bahr" fest. Der Vertrag halte oft nicht, was er verspreche, sagte der Pflegeexperte des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Dieter Lang. "Wir sollten den 'Pflege-Bahr' auslaufen lassen."