Erste Bundespressekonferenz mit Lauterbach

Booster-Kampagne: Der Impfstoff wird dramatisch knapp!

ak
Gesellschaft
Kinderimpfungen, Omikron-Variante und Impfstoff-Mangel: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), RKI-Chef Prof. Lothar Wieler und Prof. Jörg Dötsch, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Uniklinik Köln, informierten heute in der Bundespressekonferenz über die aktuelle Corona-Lage.

Die Strategie der Bundesregierung gegen die neue Variante sei eine offensive und schnelle Booster-Strategie, um Omikron möglichst kleinzuhalten, führte Lauterbach aus. Insbesondere der Impfstoff von BioNTech/Pfizer könnte in den kommenden Wochen jedoch knapp werden. Nach einer Inventur aller Impfstoffe habe Lauterbach festgestellt, dass für die Boosterkampagne nicht ausreichend Impfdosen vorhanden sind.

"Wir können in der nächsten Woche 1,2 Millionen Dosen BioNTech für ganz Deutschland ausliefern, in der Woche darauf 800.000 Dosen und dann noch einmal 1,2 Millionen Dosen in der ersten Januarwoche," veranschaulichte Lauterbach. Das sei "viel weniger" als das, was Ärzte jede Woche abrufen. "Das sind schon Reserven. Mehr ist jetzt nicht da", betonte Lauterbach. Von Moderna seien noch etwa zehn Millionen Dosen vorhanden. In der Spitze verimpften die Ärzte zuletzt bis zu 1,5 Millionen Dosen täglich.

Bis jetzt wurden demnach 23 Millionen Boosterdosen verimpft. Im ersten Quartal 2022 werden Lauterbach zufolge 73 Millionen Impfdosen benötigt: 50 Millionen für die Booster und 20 Millionen für Erst- und Zweitimpfungen, sagte der Minister. Mit den bisher geplanten Lieferungen wäre die Booster-Kampagne zu langsam und erst Ende März abschlossen - viel zu spät, warnte er.

"Bisher haben wir in Europa das schnellste Booster-Tempo"

Lauterbach wolle verhindern, dass die bisher äußerst erfolgreiche Kampagne ausgebremst wird. Deshalb sei er dabei, Impfstoffdosen aus osteuropäischen Ländern zu kaufen. Hierfür sei er im Gespräch mit Rumänien, Polen, Portugal und Bulgarien. Einen ersten Erfolg konnte Lauterbach nach eigener Aussage verkünden: Die EU-Kommission habe heute zugestimmt, die Lieferung von 35 Millionen Dosen Moderna vorzuziehen. Zudem habe sich Deutschland 80 Millionen Dosen des Omikron-angepassten Vakzins von Biontech/Pfizer sichern können. Auf Vorschlag von Bundesfinanzminister Christian Lindern (FDP) hat der Haushaltsausschuss gestern weitere 2,2 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, um neue Impfstoffe zu kaufen. 

"Weihnachten darf nicht zu einem Kickstart für Omikron werden!"

„Die Fallzahlen gehen zwar zurück, aber langsam“, stellte Wieler klar. Es sei nur eine Frage der Zeit bis Omikron übernimmt. „Es ist noch ansteckender als Delta und wird zu noch mehr Fällen führen“, warnte er. Wieler riet dazu,  die Kontakte weiter einzuschränken und schneller zu impfen: „Wir müssen dafür sorgen, dass Weihnachten nicht zu einem Kickstart für Omikron wird. Verbringen Sie diese Zeit nur im engsten Familien- und Freundeskreis!" Die Situation auf den Intensivstationen sei zurzeit angespannt, auch ohne Omikron. Viele Operationen müssen verschoben werden. 

Keine Impfung für Kinder unter 5 Jahren 


Dötsch sprach sich auf der Bundespressekonferenz klar für eine Impfung der 12- bis 17-Jährigen aus. Das Risiko einer Herzmuskelentzündung sei minimal, sie trete nur bei  jedem 10.000 Kind dieser Altersgruppe auf und sei sofort heilbar. Zugleich riet Dötsch aufgrund der mangelhaften Datenlage dringend von einer Impfung für Kinder unter 5 Jahren ab. Gerade bei der Dosierung gebe es hier noch Unklarheiten. 

Zur aktuellen Lage

  • Impfungen: Neuer Tagesrekord bei Corona-Impfungen in Deutschland: Am 15. Dezember wurden 1,496 Millionen Dosen verimpft, wie aus Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Dazu gehören mehr als 1,28 Millionen Booster und 97.400 Erstimpfungen. Der letzte Rekord-Impftag war der 9. Juni mit 1,43 Millionen gespritzten Impfdosen. Bisher sind etwa 58,2 Millionen Deutsche vollständig geimpft. Das entspricht etwa 70 Prozent der Bevölkerung. Eine Auffrischimpfung haben bislang mindestens 22,9 Millionen Bürger oder 27,6 Prozent der Bevölkerung bekommen.

  • Intensivbettenbelegung: Dem DIVI-Intensivregister zufolge sind aktuell 21.804 von 24.976 der Intensivbetten in den Krankenhäusern belegt. Davon sind 4.765 Betten mit COVID-19-Intensivpatienten belegt. Das entspricht 22 Prozent der belegten Betten. Von den COVID-19-Intensivpatienten müssen 2.661 invasiv beatmet werden. Das sind 56 Prozent.

  • Neuinfektionen: Dem RKI zufolge ist die Sieben-Tage-Inzidenz weiter auf 340,1 gesunken, am Vortag lag sie bei 353 und eine Woche zuvor noch bei 422,3. Innerhalb von 24 Stunden sind dem RKI mehr als 56.600 Neuinfektionen gemeldet worden, eine Woche zuvor waren es noch 70.611 Ansteckungen. Insgesamt gab es laut RKI bisher mehr als 6,6 Millionen nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland.

  • Todesfälle:Innerhalb eines Tages wurden dem RKI 522 neue Todesfälle gemeldet. Vor einer Woche waren es 465. Mehr als 500 Todesfälle an einem Tag gab es zuletzt in der zweiten Welle im Februar.

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