Großbritannien

Brexit verschärft Ärztemangel

pr
Gesellschaft
Offenbar hat der Brexit den Ärztemangel in Großbritannien noch verschärft. Über 4.000 Ärztinnen und Ärzte fehlen im staatlichen Gesundheitssystem NHS – zum Teil in sensiblen Bereichen, wie aus einer neuen Studie hervorgeht.

Laut einer Untersuchung der britischen Denkfabrik Nuffield Trust im Auftrag der Tageszeitung The Guardian ist der Brexit mit eine Ursache für den akuten Ärztemangel im Land. Besonders gravierende Lücken zeigen sich bei Anästhesisten, Kinderärzten, Psychiatern und bei Herz-Lungen-Experten. Hier sei der Bedarf wegen der Folgen der Pandemie und der wachsenden Alterspyramide in der Bevölkerung besonders groß.

Der Untersuchung zufolge arbeiteten im Jahr 2021 insgesamt 37.035 Mediziner aus der Europäischen Kommission (EU) und der Europäischen Freihandelszone (EFTA) in Großbritannien. Es wären jedoch 41.320 Ärzte – 4.285 mehr - gewesen, wenn die Entscheidung für den Brexit nicht zu einer Verlangsamung der Rekrutierung aus der EU und den EFTA-Ländern Norwegen, Island, der Schweiz und Lichtenstein geführt hätte.

Unsicherheit, zusätzliche Bürokratie und höhere Kosten

Der Nuffield Trust führt den Rückgang der Ärztezahl darauf zurück, dass in der EU ausgebildete Mediziner nun als direkte Folge des Brexit mit zusätzlicher Bürokratie und höheren Kosten konfrontiert sind, wenn sie in Großbritannien arbeiten wollen. Zu den größten Hindernissen gehören mehr Papierkram und die Unsicherheit über Visa für die Rekrutierung und Bindung von EU- und EFTA-Ärzten.

Im NHS arbeiten heute 394 Anästhesisten aus der EU beziehungsweises EFTA weniger, als wenn die Rekrutierungsmuster vor dem Brexit-Referendum im Jahr 2016 fortbestehen würden, rechnen die Autoren der Studie weiter vor. Außerdem gebe es 369 weniger Herz-Thorax-Chirurgen, 288 weniger Kinderärzte und 165 weniger Psychiater als vor dem Referendum.

Als wesentlich schädlicher habe sich der Brexit allerdings auf die Rekrutierung von Pflegepersonal aus der EU ausgewirkt, ergänzt der Guardian in seinem Bericht. Während in den Jahren 2015 bis 2016 noch 9.389 Krankenschwestern und Hebammen zum Arbeiten nach Großbritannien kamen, waren es 2021 bis 2022 nur noch 663. Allerdings sei dieser dramatische Rückgang durch einen Anstieg von Fachkräften aus dem Rest der Welt aufgefangen worden, insbesondere aus Indien und den Philippinen.

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