Brief an den Bundeskanzler: „Die aktuelle Gesundheitspolitik setzt die Versorgung aufs Spiel!“
„Bitte lassen Sie nicht zu, dass unser von den freien Heilberufen getragenes Gesundheitswesen mit seiner wohnortnahen, den Menschen vertrauten ambulanten Versorgung zur Disposition gestellt wird", heißt es in dem Schreiben von Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV), Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung (KZBV) und der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).
Die Selbstverwaltung wird in ein staatlich gelenktes System umgebaut!
“Bitte sorgen Sie für den Erhalt der wohnortnahen, verlässlichen und vertrauten Gesundheitsversorgung durch ärztliche, zahnärztliche und psychotherapeutische Praxen sowie Apotheken.“ Die aktuelle Gesundheitspolitik gefährde ein bewährtes und über Jahrzehnte stabiles Gesundheitssystem, so ihre Warnung.
Die bestehenden Strukturen aus den ärztlichen, zahnärztlichen und psychotherapeutischen Praxen und den Apotheken vor Ort seien für die Bevölkerung verlässlich, wohnortnah und immer verfügbar. Diese Versorgung habe für die Bürgerinnen und Bürger – nicht zuletzt in der Pandemie – einen wichtigen Beitrag für die soziale Stabilität geleistet. Konsequenterweise sei vor diesem Hintergrund eine Stärkung der ambulanten Versorgung im Koalitionsvertrag vereinbart worden.
In ihrem Schreiben betonten die Verbände, dass die bewährten Strukturen infrage gestellt werden. Die Praxen der Niedergelassenen erstickten in Bürokratie, würden finanziell unzureichend ausgestattet und mit nicht ausgereiften Digitalisierungspflichten gelähmt – mit den gravierenden Folgen eines eklatanten Fachkräftemangels, sowohl was den medizinischen Nachwuchs betrifft als auch die in ärztlichen und zahnärztlichen Praxisteams tätigen MFA und ZFA .
Zahnarztpraxen werden bei ihren Präventionsbemühungen ausgebremst
„Die Selbstverwaltung als tragende Säule unseres Gesundheitswesens wird in ihren Handlungsspielräumen zunehmend beschnitten und in ein staatlich gelenktes System umgebaut“, heißt es weiter. Die Apotheken kämpften mit ständig zunehmenden Arzneimittel-Lieferengpässen und "die Zahnarztpraxen werden in ihren Bemühungen, die Mundgesundheit der Bevölkerung durch eine gute präventive Versorgung zu fördern, ausgebremst, wie es aktuell bei der Volkskrankheit Parodontitis geschieht.“
Die Gesundheitspolitik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) setze eine mittelständisch geprägte, freiberufliche Struktur aufs Spiel, die für rund eine Million wohnortnahe Arbeitsplätze stehe und einen – gerade in diesen Krisenzeiten – so wichtigen Stabilitätsfaktor bilde, argumentieren die Verbände weiter. Stattdessen laufe diese Gesundheitspolitik auf zunehmende Leistungskürzungen und eine zunehmende Zestörung der vertrauten ambulanten Versorgung hinaus.
„Diese Entwicklung sorgt uns. Wir können uns nicht vorstellen, dass die Bundesregierung dies angesichts der derzeitigen Krisenzeiten so beabsichtigt,“ so die Verbände.
Unterzeichnet wurde der Brief von den Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Dr. Andreas Gassen und Martin Hendges, sowie von der Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. (ABDA), Gabriele Regina Overwiening.