Hauptstadtkongress Digital

Corona-Warn-App: 6,5 Millionen User in 30 Stunden

silv
Der Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit wurde wegen COVID-19 abgesagt. Als Ersatz fand heute der "Hauptstadtkongress Spezial 2020" statt – digital. Themen: die Krise als Innovationstreiber und die Corona-Warn-App.

In den vergangenen Jahren trafen sich rund 8.000 Teilnehmer im Berliner CityCube, diesmal war es eine kleine Runde aus fünf Experten plus Minister. Der Hauptstadtkongress Digital ist ein digitaler Ableger, der auch in Zukunft regelmäßig durchgeführt werden soll. Thema heute: „Die Krise als Innovationstreiber: Zeitenwende im Gesundheitswesen?“

6,5 Millionen Gründe, die es dem Virus schwerer machen

Gäste heute waren Dr. Gerald Gaß, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Dr. Martina Wenker, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, Vera Lux, ehemalige Pflegedirektorin der Unikliniken Köln, Prof. Dr. Axel Ekkernkamp, Chef des Unfallkrankenhauses Berlin, und der Gesundheitsunternehmer Prof. Heinz Lohmann, die Fragen stellte Wolfgang van den Bergh, Chefredakteur der Ärzte Zeitung.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nutzte seinen Video-Auftritt, um für die neue Corona-Warn-App zu werben: „Die App ersetzt nicht alles andere, sie ist ein zusätzliches Werkzeug. Sie macht den Gesundheitsämtern die Arbeit leichter. Das ist im Grunde so, wie wenn ein Kumpel anruft und sagt, dass wir letzte Woche gemeinsam im Auto waren.“ Wenn der Mann jetzt infiziert sei, stelle sich die Frage, wie der andere App-Nutzer mit der Information umgeht. „Auch wer symptomfrei ist, hat durch die Nutzung der App Zugang zu einem kostenlosen Test.“

Nicht die erste App, aber eine der besten, wenn nicht die Beste

Ausschlaggebend sei, dass die App es erlaube, anonyme eventuelle Kontakte mit Infizierten nachzuvollziehen. Bei der Entwicklung der App hätten, so Spahn, Google und Apple etwas von deutschen Ingenieuren gelernt. Es sei „nicht die erste App, aber mit Sicherheit eine der besten, wenn nicht die Beste. Das ist schon ein ziemlich gutes Produkt“.

Vertrauen in die App sei wichtig. Spahn: „Dass der Chaos Computer Club nichts zu kritisieren hat, habe ich in den letzten Jahren nicht erlebt.“ In den ersten 30 Stunden haben 6,5 Millionen User die neue Corona-Warn-App heruntergeladen. „Das sind 6,5 Millionen Gründe, warum es das Virus schwieriger hat, sich auszubreiten“, sagte Spahn. „Die Zahl liegt auf jeden Fall über unseren Erwartungen und ist eine gute Startrampe. Die wollen wir weiter ausbauen. Der nächste Schritt sind europäische Schnittstellen.“

Jetzt geht es darum, die richtige Balance zu finden

Einigkeit war man sich, dass man mit dem bisherigen Umgang der Gesundheitseinrichtungen mit der Corona-Pandemie weitgehend zufrieden sei könne.  Ärztevizepräsidentin Wenker sagte: „Wir in Deutschland hatten drei Wochen Vorlauf, die spanischen Kollegen sagten uns: ‚Nutzt diese Zeit!‘ Es war eine extrem große Entscheidung zu sagen, dass die Krankenhäuser bis auf einen kleinen Rest für Notversorgung komplett leergeräumt werden. Wir können alle zufrieden sein, dass alles so gekommen ist.“ Sie fügte hinzu: „Nun muss die Balance zwischen Pandemiebewältigung und Normalversorgung gefunden werden.“

Das Vertrauen der Menschen muss bewahrt bleiben

Gaß sagte: „Wir können auf unser gutes Gesundheitswesen stolz sein, wir sind gut gerüstet in die Krise gegangen und haben in der Krise gezeigt, was in uns steckt." Ekkernkamp berichtete von einem ungewöhnlichen Erlebnis: „Wir sind darauf eingestellt, auch Ebola-Fälle zu behandeln. Aber es kamen ganz normale Leute, die sagten ‚Ich war in Ischgl‘. Ein Patient erzählte uns, dass acht Freunde seiner Skigruppe auch draußen warteten.“

Auch der Gesundheitsunternehmer Lohmann lobte das Verhalten der Gesundheits-Profis im Umgang mit dem Corona-Virus. „Jahrelang habe ich das Improvisationstheater im Gesundheitswesen beklagt – im Rahmen der Krise hat es richtig gut geklappt.“ Er warnte: „Wir müssen jetzt aufpassen, dass das Vertrauen der Menschen bewahrt bleibt. Das geht nur, wenn man transparent vorgeht. Man muss genau erklären, warum bestimmte Dinge notwendig sind und man muss gemeinsame Ziele vor Augen haben.“

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.