Studie aus den USA zu den Beweggründen

Darum lehnen manche Eltern Fluorid für ihre Kinder ab!

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Zahnmedizin
Warum zögern manche Eltern, wenn es um die topische Fluoridapplikation geht? Eine neue Studie aus Washingston hat Fluoridgegner zu ihren Gründen befragt.

Das Forscherteam um Donald Chi, Professor of Oral Health Sciences an der University of Washington School of Dentistry in den USA, befragte insgesamt 56 Eltern, die der Fluoridierung der Zähne ihrer Kinder kritisch gegenüberstehen. Der Großteil der Befragten war weiblich. Die Antworten konnte man in sechs Hauptbereiche gegliedert werden:

  • 1. Die Eltern halten die Anwendung von Fluorid für unnötig, insbesondere dann, wenn ihre Kinder ein kariesfreies Gebiss haben. Sie sind der Meinung, dass eine gute (fluoridfreie) Zahnpflege ausreichend sei. Oder sie meinen, Fluorid sei vor allem im Milchgebiss noch nicht notwendig. Wiederum andere glauben generell nicht an die Wirksamkeit von Fluorid gegen Karies. Eine gesunde Ernährung sei wichtiger.

  • 2. Sie wollen Chemikalien aus dem Körper ihres Kindes fernhalten.

  • 3. Sie denken, Fluorid sei schädlich.

  • 4. Die Eltern sind der Meinung, dass es zu viel Unsicherheit über die möglichen Auswirkungen von Fluorid auf den Körper gibt.

  • 5. Sie fühlen sich unter Druck gesetzt, wenn es um die topische Applikation von Fluorid im Rahmen zahnärztlicher Prophylaxe geht.

  • 6. Die Eltern wünschen sich, dass topische Fluoridapplikation eine Wahlmöglichkeit sein sollte. Einige wollen auch ihre Kinder selbst darüber entscheiden lassen.

"Die zugrundeliegende Annahme ist manchmal, dass sich fluoridverweigernde Eltern nicht um ihre Kinder kümmern", sagte Erstautor Chi. "Unsere Daten zeigen jedoch, dass die Eltern versuchen, ihre Kinder zu schützen. Ich denke, das ist die Hauptantriebkraft hinter diesen Entscheidungen."

Fluoridgegner waren meist auch gegen die COVID-19-Impfung ihres Kindes

Zu Beginn seiner Karriere als Kinderzahnarzt begegnete Chi nur selten Fluoridgegnern. Doch mit der Zeit und der zunehmenden Verbreitung des Internets kamen die Eltern mit immer mehr Fragen in die Zahnarztpraxis. Auch wegen anderer gesundheitlicher Maßnahmen, die ihre Kinder betreffen. So stellte man in einer anderen Studie fest, an deren Veröffentlichung Chi beteiligt war, dass Eltern, die sich gegen die Anwendung von Fluorid in der zahnärztlichen Praxis aussprachen, mit viel höherer Wahrscheinlichkeit auch gegen die COVID-19-Impfung ihres Kindes waren.

Angesichts der zunehmenden Skepsis gegenüber medizinischen Praktiken erscheint es immer wichtiger, als behandelnder Zahnarzt Kenntnis über die Beweggründe der Eltern zu haben, um eine differenzierte Antwort geben können. "Ich muss wissen, woher die Eltern kommen, damit ich meine Ansprache anpassen kann", sagt Chi. "Man kann nicht alle Patienten gleich behandeln und davon ausgehen, dass alle Eltern Fluorid aus den gleichen Gründen ablehnen."

Chi DL, Kerr D, Patiño Nguyen D, Shands ME, Cruz S, Edwards T, Carle A, Carpiano R, Lewis F. A conceptual model on caregivers' hesitancy of topical fluoride for their children. PLoS One. 2023 Mar 22;18(3):e0282834. doi: 10.1371/journal.pone.0282834. PMID: 36947522; PMCID: PMC10032489.

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