"Das Dentale" ist da

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Zahnmedizin
"Das Dentale" ist da! In dem Werk wird das orale System interdisziplinär beleuchtet: "Niemals zuvor wurde den Künsten ein solcher Raum bei der Erkundung des Dentalen eingeräumt", sagt Herausgeberin Beate Slominski.

Vorgestellt wurde das Buch im ehemaligen Salon von Nicolaus Sombart (Sohn des Volkswirts Werner Sombart) in der Ludwigkirchstraße in Berlin-Wilmersdorf. Sombart war - der Zufall wollte es so - Patient von Mitherausgeberin und Zahnärztin Beate Slominski und betrieb bis kurz vor seinem Tod 2008 sonntags hier seinen Teesalon. Dort befindet sich nun dasInstitut"Wissenschaft und Kultur".

Der Mundraum als Körperzone von anthropologisch fundamentaler Bedeutung

Die Herausgeber Hartmut Böhme, Bernd Kordaß und Slominski stellen die These auf, dass der Mundraum bislang jeweils nur aus der Perspektive einer singulären Wissenschaft beschrieben wurde. "Das Dentale" wage nun aber erstmals eine "Polyperspektivik", mit der der Mundraum als eine Körperzone von anthropologisch fundamentaler Bedeutung entdeckt werden könne.

"Erstmals wird hier das bisher fast völlig übersehene Funktionsensemble des Mundraums dargestellt, dessen vielfältige Dimensionen bislang ausschließlich in der Perspektive jeweils einer einzigen Wissenschaft, sei’s der Physiologie, der Zahnmedizin, der Linguistik, der Psychoanalyse, der Kunstgeschichte etc. entwickelt wurden. Erst durch die interdisziplinäre Polyperspektivik, wie sie das Buch wagt, konnte den Mundraum als eine Körperzone von anthropologisch fundamentaler Bedeutung entdeckt werden", schrieb Slominski vorab.

Die Semantik der Zähne im Ost-West-Konflikt ...

Neben klassischen Themen der Zahnmedizin werden insbesondere die ethno-zahnmedizinischen, evolutionsbiologischen und paläoanthropologischen Dimensionen berücksichtigt. Dargestellt werden das orofaziale System und seine funktionellen Störungen, die Evolution des Gesichts, die Gesichts- und Schädelchirurgie im Kontext der rekonstruktiven Chirurgie, der medizinischen Ästhetik und der kulturellen Physiognomik des Gesichts.

... und die Anästhetik der Spucke im Surrealismus

Neuartige Aufsätze widmen sich etwa der Semantik der Zähne im Ost-West-Konflikt, der Anästhetik der Spucke im Surrealismus oder den fundamentalen Funktionen, die das Dentale in der psychoanalytischen Deutung der menschlichen Entwicklung einnimmt. Hier werden neue Erkenntnisse in Korrespondenz zu den zahnmedizinischen und naturwissenschaftlichen Objektivierungsverfahren entwickelt, insbesondere die historischen, künstlerischen und medialen, aber auch die leiblichen und psychologischen Semantiken des Dentalen.

Wechselwirkungen zwischen der kraniofazialen Kinetik mit dem Körper werden ebenso thematisiert wie jüngste Entwicklungen der dentalen CAD/CAM-Systeme und der mathematischen Modellierung der Kaumechanik. Besonderes Gewicht liegt auf den Brückenschlägen zu den kulturellen Kontexten und den künstlerischen oder filmischen Repräsentation des Dentalen. Wissenschaftshistorische Studien runden das medizinische Programm des Buches ab.

Eine optische Augenweide

Zu einer Augenweide wird das Buch den Herausgebern zufolge durch die Komposition von Zahnmedizin, bildender und darstellender Kunst und Literatur. Kunstwerke und wissenschaftliche Illustrationen ziehen sich demnach durch die Seiten als ein kontrastreicher, mal evidenter, mal geheimnisvoller, oft überraschender, bisweilen auch ironischer Kommentar zu den wissenschaftlichen Aufsätzen.

„Das Dentale. Zähne im Kontext“, wird herausgegeben von dem Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Hartmut Böhme,  Prof. Dr. Bernd Kordaß, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universitätsmedizin Greifswald sowie der Berliner Zahnärztin Beate Slominski.

ISBN: 978-3-86867-297-8Preis: € 98,–Erscheinungsdatum: 11/2015 

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