Pflegeheim Rating Report 2024

Das Pflegepersonal wird knapp

mg
Gesellschaft
2030 wird 5,7 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland geben, 14 Prozent mehr als noch 2021, meldet das Essener RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Gleichzeitig wird das Personal knapp.

„Die wirtschaftliche Lage deutscher Pflegeheime hat sich seit dem Jahr 2019 leicht verbessert“, schreibt das RWI in seinem Pflegeheim Rating Report 2024. Neun Prozent hätten 2021 im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr gelegen, 55 Prozent hingegen im „grünen Bereich“. „Ab 2022 dürfte sich die wirtschaftliche Lage jedoch durch steigende Sach- und Personalkosten wieder verschlechtern.“

Die Trends zur Ambulantisierung und Privatisierung hielten an, heißt es außerdem. Und: „die Personalknappheit nimmt zu“. Während durch die Alterung der Gesellschaft ist bis 2030 in Deutschland mit 5,7 Millionen Pflegebedürftigen zu rechnen sei – was einem Zuwachs von 14 Prozent gegenüber dem Jahr 2021 entspricht – herrsche im Pflegebereich weiterhin Personalknappheit.

„Bis 2040 braucht es 124.000 bis 210.000 Pflegefachkräften mehr“

In der ambulanten und stationären Pflege waren 2021 insgesamt 1.257.000 Vollkräfte beschäftigt, davon 341.000 Pflegefachkräfte. Zwar sind zwischen 1999 und 2021 rund 427.000 zusätzliche Vollzeitkräfte hinzugekommen, es würden jedoch weitere Arbeitskräfte benötigt. „Da dieser Bedarf derzeit am Arbeitsmarkt nicht vollständig gedeckt werden kann, besteht ein zunehmender Mangel an Pflegefachkräften“, schreibt das RWi weiter.

Bei einem Marktvolumen der ambulanten und stationären Pflegedienste von 72 Milliarden Euro (2021), sei der Anteil des Pflegemarkts am gesamten Gesundheitsmarkt zwischen 1997 und 2021 von 9,8 Prozent auf 15,2 Prozent gestiegen. „Damit liegt die Pflege in ihrer Bedeutung aktuell an zweiter Stelle hinter den Krankenhäusern.“ Erneut wurden dabei mehr Pflegebedürftige ambulant versorgt. Auch der Trend zur Privatisierung hat sich fortgesetzt. Wurden im Jahr 1999 noch 25,4 Prozent der Pflegebedürftigen in einer privaten Einrichtung versorgt, waren es im Jahr 2021 bereits 39,8 Prozent.

Lockmittel: Mehr Geld – mehr Anerkennung

Hauptgrund für das Wachstum des Pflegemarkts bleibe die Alterung der Gesellschaft. Bei konstanten Pflegequoten werde es voraussichtlich bis zum Jahr 2030 in Deutschland 5,7 Millionen Pflegebedürftige geben, bis 2040 dürften es 6,4 Millionen sein. Das wäre gegenüber 2021 ein Anstieg um 14 beziehungsweise 28 Prozent. Dieser hätte bei Fortschreibung des Status quo einen zusätzlichen Bedarf von 322.000 stationären Pflegeplätzen – und 124.000 bis 210.000 Pflegefachkräften bis zum Jahr 2040 zur Folge. Pflegefachkräfte entfällt davon bis 2040 ein zusätzlicher Bedarf zwischen 124.000 und 210.000 in der stationären und ambulanten Pflege.

„Damit der große Bedarf Pflegefachkräften gedeckt werden kann, muss der Pflegeberuf attraktiver werden“, fordert das RWI. Dies könne zum einen durch höhere Löhne geschehen. Zum anderen spielen aber auch weiche Faktoren eine wesentliche Rolle, etwa eine gute Führungskultur, gesellschaftliches Ansehen des Berufs, eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, möglichst wenig Bürokratie, Karrieremöglichkeiten sowie die Übernahme von Verantwortung.

Datengrundlage des „Pflegeheim Rating Report 2024“ sind 465 Jahresabschlüsse aus den Jahren 2014 bis 2021. Sie umfassen insgesamt 1.844 Pflegeheime beziehungsweise rund 25 Prozent des stationären Pflegemarktes. Der Report wird gemeinsam vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Institute for Healthcare Business GmbH (hcb) in Kooperation mit der Bank im Bistum Essen eG und der Curacon GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sowie mit Unterstützung der Terranus Consulting GmbH erstellt.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.