Depressive Senioren werden nicht richtig versorgt
Vielen gilt sie als Makel: Immer noch ist Depression ein Tabuthema, über das - wenn überhaupt - nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird. Dabei leidet jeder achte Deutsche mindestens einmal in seinem Leben an der Volkskrankheit Depression. Frauen trifft es dabei häufiger als Männer.
Auch ältere Menschen sind häufig von einer Depression betroffen. Mit zunehmendem Alter zeigt sich nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung aus 2014 sogar ein deutlicher Anstieg. Insbesondere zwischen 55 bis 60 Jahren sowie bei den über 80-Jährigen werden vermehrt Depressionen diagnostiziert. Ab einem Alter von 60 Jahren leiden vier von fünf Betroffenen an einer chronischen Depression.
Doch nur zehn Prozent von ihnen werden angemessen versorgt, kritisiert Heike Nordmann, Geschäftsführerin des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA). Sowohl Psychotherapien als auch Kombinationsbehandlungen (Antidepressiva und Psychotherapie) erhielten ältere Patienten so gut wie gar nicht mehr. Um auf die Situation älterer, depressiver Menschen aufmerksam zu machen und Lösungsansätze zu entwickeln, organisierte das KDA am 11. Dezember die Fachtagung „Die langen Schatten der Depression“.
Eine Depression ziehe nicht nur den Betroffenen selbst, sondern sein ganzes Umfeld in Mitleidenschaft, erklärte der Organisationsberater Christian Müller-Hergl von der Universität Witten/Herdecke während der Tagung. Gerade Mitarbeitende in stationären Einrichtungen müssten Strategien an die Hand bekommen, wie sie die Lebensqualität ihrer Klienten positiv beeinflussen, aber gleichzeitig auch Distanz wahren lernten, um sich nicht selbst in einen depressiven Strudel ziehen zu lassen.
DasKuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) entwickelt seit mehr als 50 Jahren im Dialog mit seinen Partnern Lösungskonzepte und Modelle für die Arbeit mit älteren Menschen und hilft, diese in der Praxis umzusetzen. Es trägt durch seine Projekte, Beratung, Fortbildungen, Tagungen und Veröffentlichungen wesentlich dazu bei, die Lebensqualität älterer Menschen zu verbessern. Dabei versteht sich das KDA als Wegbereiter für eine moderne Altenhilfe und Altenarbeit.