Drosten-Studie

Der Corona-Ausbruch im Berliner Club "Trompete"

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Gesellschaft
Ein Team um Prof. Christian Drosten hat den Corona-Ausbruch im Frühjahr mit 74 Fällen in der Berliner Bar "Trompete" nach dem Besuch eines Mannes untersucht.

Mit einer Infektionsrate von 56 Prozent waren die Mitarbeiter besonders betroffen - sie haben  somit wahrscheinlich zur Weiterverbreitung des Virus entscheidend beigetragen, bilanzieren die Forscher. Sie führten Interviews mit 44 Personen, deren Kontaktinformationen verfügbar waren, sowie mit allen 16 Mitarbeitern, die an einer der drei Veranstaltungen teilnahmen.

Drei Partys mit insgesamt 650 Gästen

Vom 29. Februar bis zum 5. März 2020 besuchten Schätzungen zufolge für drei Partys insgesamt 650 Gäste den Club. Am 6. März veröffentlichte das Gesundheitsamt in Berlin Mitte dann einen Aufruf in den in lokalen Zeitungen und sozialen Medien, um weitere Clubgäste zu identifizieren. Alle Teilnehmer wurden als Risikokontaktpersonen kategorisiert und zur Selbstquarantäne für 14 Tage verpflichtet. Erst ab dem 16. März waren die Partys und Clubbesuche wegen des Lockdowns verboten.

Die Inkubationszeit betrug vier Tage

Insgesamt wurden 74 gemeldete Fälle mit dem Ausbruch in Verbindung gebracht. Das mittlere Alter der Infizierten betrug 30 (Bereich 2 bis 63) Jahre; die Fälle verteilten sich gleichmäßig nach Geschlecht, 37 weibliche und 37 männliche. Die Inkubationszeit betrug vier Tage.

Wahrscheinlich geht das Event auf einen Superspreader zurück

Die hohe Anzahl von Fällen, die aus der ersten Party resultierte, die relativ niedrige mediane Inkubationszeit von vier Tagen und die enge genetische Verwandtschaft der sequenzierten Viren bestätigen den Wissenschaftlern zufolge die Theorie der Übertragung durch eine einzige Person sowie die Möglichkeit eines Superspeader-Events in einem Nachtclub, wenn keine sozialen Distanzierungsmaßnahmen angewandt werden.

Die Mitarbeiter spielen eine große Rolle

Zudem veranschauliche der Ausbruch auch die potenzielle Rolle von Nachtclub-Mitarbeitern bei der weiteren Übertragung. Die hohe Infektionsrate unter dem Personal zeige, dass sie ein besonders hohes Infektionsrisiko hatten.

Unter den Gästen hatte demnach eine infizierte Person schon vor der Teilnahme an der ersten Party erste Symptome gemeldet - sie könnte daher eine potenzielle Quelle des Ausbruchs sein. Insgesamt berichteten die Mitarbeiter über einen Symptombeginn in einem späteren Stadium des Ausbruchs als die Gäste.

Infektionsschutz sollte besonders auf das Personal ausgerichtet sein

Dieser Ausbruch verdeutliche das Potenzial für Superspreader-Events und bestätige die derzeitigen Club-Schließungen. Die Autoren schlagen vor, dass der Infektionsschutz besonders auf das Personal in Nachtclubs und Bars ausgerichtet werden sollte, sobald eine Lockerung der Beschränkungen in Betracht gezogen wird.

Muller N, Kunze M, Steitz F, Saad NJ, Mühlemann B, Beheim-Schwarzbach JI, et al. Severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 outbreak related to a nightclub, Germany, 2020. Emerg Infect Dis. 2021 Feb [date cited]. doi.org/10.3201/eid2702.204443

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