Der Physician Assistant ist keine Lösung für den Ärztemangel
Der Deutsche Ärztetag hat jetzt Studienganganbieter aufgefordert, Studierende nur dann zuzulassen, wenn sie zuvor eine abgeschlossene Ausbildung in einem Gesundheitsfachberuf absolviert haben. Nur so sei die für eine wirksame Unterstützung und Entlastung des Arztes erforderliche fundierte theoretische, qualitativ hochwertige und praktische Ausbildung zu gewährleisten, stellten die Delegierten in Erfurt klar. Ein grundständiges Studium erfülle die Strukturvorgaben für eine einheitliche Qualifizierung nicht.
Physician Assistant
Physician Assistant
Quelle: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung „Physician Assistant – Ein neuer Beruf im deutschen Gesundheitswesen“, Berlin, 2017
Die Ärzte wollen den Beruf nur als einen anerkannten Bachelorabschluss als Delegationsberuf akzeptieren, formulierten sie in dem Beschluss weiter. Tätigkeitsrahmen und Einsatzmöglichkeiten der Absolventen von PA-Studiengängen sollen nach dem Delegationsprinzip primär im stationären Bereich, und zwar unter Beteiligung der ärztlichen Fachverbände und Berufsverbände, überprüft und weiterentwickelt werden. Dabei verweisen die Delegierten auf das von BÄK und KBV 2017 erstellte Konzept im Konsenspapier „Physician Assistant – ein neuer Gesundheitsfachberuf“.
Bei diesen Tätigkeiten sehen die Ärzte Gefahren für die Patientenversorgung:
Bei diesen Tätigkeiten sehen die Ärzte Gefahren für die Patientenversorgung:
die Abgabe originär ärztlicher Tätigkeiten, wie die Patientenanamnese oder die Verfassung einer umfänglich wertenden Epikrise
die Durchführung von Wundverschlüssen, Intubationen oder die Überwachung von Narkosen
die Dokumentation der eigenen Tätigkeit lediglich durch Dritte, in diesem Fall durch den PA
die Einführung einer weiteren Kommunikationsschnittstelle zwischen den in die Behandlung involvierten Berufsgruppen
die Übergabe der Verantwortung für ein gutes Entlassmanagement an Dritte, in diesem Fall an den PA.
die Abgabe von Assistenzen bei operativen und endoskopischen Eingriffen, die Abgabe der OP-Vorbereitung oder gar des Wundverschlusses sowie die Abgabe anästhesiologischer Prozeduren
Der letzte Ärztetag 2017 in Freiburg hatte dieses Konzept verabschiedet. Darin wurde der neue Beruf als ein Beitrag der Ärzteschaft zu einer sinnvollen Weiterentwicklung der Aufgabenteilung zwischen den Gesundheitsberufen gesehen. Wichtig war den Ärzten dabei die Weiterqualifizierung der Studierenden auf der Grundlage einer abgeschlossenen Ausbildung in einem Gesundheitsfachberuf und nicht die Etablierung eines neuen akademischen Gesundheitsberufs. Das Konzept bietet demnach für Gesundheitsfachberufe, besonders für Medizinische Fachangestellte, Perspektiven für die Berufsentwicklung.
Zwei neue Studiengänge
Zwei neue Studiengänge
Carl Remigius Medical School Hamburg (als Teil des Fachbereichs Gesundheit & Soziales der Hochschule Fresenius): Start ist das Wintersemester 2018/19. Angeboten wird der Studiengang Physician Assistance (B.Sc.) mit und ohne eine vorherige Berufsausbildung. Beide Zugänge zum Studium sind laut Auskunft der Schule nach den geltenden gesetzlichen Regelungen zulässig.
Berufsakademie Plauen: Start ist das Wintersemester 2018/19. Der Studiengang entspricht laut Auskunft der Akademie den Vorgaben des Konzepts von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung, veröffentlicht auf dem 120. Deutschen Ärztetag 2017. Eine Zulassungsvoraussetzung für diesen Studiengang ist eine abgeschlossene dreijährige Ausbildung in einem Gesundheitsfachberuf.
Der diesjährige Deutsche Ärztetag griff den 2017 getroffenen Beschluss wieder auf. Insbesondere nach der Prüfung von Curricula (genannt wird die Steinbeis-Hochschule Berlin und die Duale Hochschule Baden-Württemberg Karlsruhe) stellte er fest, dass vom Berufsbild des Physician Assistant kein Vorteil für Patientensicherheit, Patientenversorgung sowie für den Arbeitsalltag von Ärzten und Pflegenden zu erwarten ist, sondern dass der Beruf auch mit erheblichen Risiken behaftet ist.
„Gerade die Ärzteschaft sollte dem Ärztemangel nicht dadurch begegnen, den eigenen Berufsstand mit der Etablierung eines neuen Berufs zwischen Arzt und Pflege überflüssig zu machen“, so die Delegierten. Und weiter: „Beim sogenannten PA nimmt eine Entwicklung ihren Lauf, die ebenso oder ähnlich in anderen nichtärztlichen Gesundheitsberufen zu beobachten ist. Angehörigen von nichtärztlichen Gesundheitsberufen werden Weiterqualifizierungen und hiernach neue Berufe angeboten, die sie zu weit mehr Tätigkeiten befähigen sollen, als diese Berufsgruppen nach geltendem Recht ausüben dürfen.“