Der ZB MED droht das Aus
Als größte europäische medizinische und zahnmedizinische Bibliothek in Europa bietet die ZB MED überregionale Informations- und Literaturversorgung unter anderem für die Medizin und das Gesundheitswesen. Jetzt droht ihr offenbar das Aus.
Das aber hätte fatale Folgen, wie der KZBV-Vorsitzende Dr. Wolfgang Eßer ausführt: „Für einen breit aufgestellten Wissenschaftsstandort Deutschland und besonders für den zahnmedizinischen Nachwuchs in Forschung und Praxis wäre das ein völlig falsches Signal!“
Empfehlung: "... aus Effizienzgründen die Förderung der ZB MED zu beenden."
Trotz des internationalen Renommees der Bibliothek hatte der Senat der Leibniz-Gemeinschaft - ein Zusammenschluss deutscher Forschungsinstitute unterschiedlicher Fachrichtungen - als Oberinstanz im März 2016 empfohlen, aus Effizienzgründen die Förderung der ZB MED zu beenden.
Begründet wurde die Entscheidung damit, dass insbesondere ein überzeugendes Forschungskonzept zur Weiterentwicklung von digitalen Angeboten fehle. „Bereits 2012 vermisste der Senat der Leibniz-Gemeinschaft bei einer Evaluation eine Strategie, mit der die ZB MED den Wandel von einer klassischen Bibliothek hin zu einem modernen Fachinformationszentrum gestalte", heißt es seitens der Leibniz-Gemeinschaft. Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit benachbarten Hochschulen in Forschung und Entwicklung würden kaum ausgeschöpft. Auch sei in den vergangenen vier Jahren die Empfehlung nicht umgesetzt worden, die informationswissenschaftliche Kompetenz an der ZB MED deutlich zu stärken.
"Die zahnmedizinische Wissenschaft hätte keinen Zugriff mehr auf diese Informationen."
Die KZBV stellt indes klar: Wenn die Leibniz-Gemeinschaft weiter fordert, die ZB MED nicht weiter zu finanzieren, sei dies kurzsichtig. Eßer: „Eine Schließung der Bibliothek hätte zur Folge, dass die zahnmedizinische Wissenschaft künftig nicht mehr auf die dort - und teilweise in Deutschlandausschließlichdort - vorgehaltenen Informationen zugreifen könnte.“
Bislang habe die ZB MED wichtige Literatur bereitgestellt, um zahnärztliche Leitlinien und Konzepte zu erstellen, bekräftigt Eßer. „Diese gewinnen vor dem Hintergrund einer immer stärker an Evidenz ausgerichteten Medizin kontinuierlich an Bedeutung.“ Daher appelliert Eßer eindringlich an die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz, die Finanzierung der ZB MED fortzuführen.
Noch im Juni 2015 wurde der ZB MED sehr gute Arbeit attestiert
„In der Begründung wird verkannt, dass sich ZB MED mit digitalen Angeboten auf dem nationalen oder internationalen Markt behauptet", bestätigt auch Ulrich Korwitz, Direktor der ZB MED, auf Anfrage der zm. Er verweist darauf, dass noch im Juni 2015 eine Bewertungskommission der ZB MED sehr gute und gute Arbeit attestiert und Anregungen zur Stärkung der Forschungsaktivitäten gegeben hätte
Die ZB MED stelle die überregionale Informationsversorgung in den Lebenswissenschaften - vor allem der Medizin - sicher. Dies leiste sie seit 43 Jahren mit großem Erfolg. Zu 2.700 Zeitschriften gibt es laut Korwitz nur über die ZB MED einen Zugang, "und sonst nirgendwo in Deutschland".
Wie sich die Schließung auf Wissenschaft, Forschung und Krankenversorgung auswirkt, sei unabsehbar. Insofern sei die Begründung für die Schließung "völlig unverständlich" und ein herber Verlust für den Wissenschaftsstandort Deutschland. Die Nachricht komme für alle 119 Mitarbeiter völlig überraschend und sei nicht nachvollziehbar.