Speichel offenbart Bakterienzusammensetzung in Magen und Dünndarm
Eine Studie der Universität Hohenheim in Stuttgart zeigt, dass sich das Mikrobiom des oberen Verdauungstrakts zuverlässig über Speichelproben charakterisieren lässt und Menschen verschiedenen Mikrobiomtypen angehören.
Besonders auffällig ist ein Mikrobiomtyp, der von der Bakteriengattung Prevotella-7 dominiert wird: Personen mit diesem Profil weisen weniger potenziell krankmachende Bakterien und niedrigere Werte des Entzündungsmarkers TNF-α auf, der eine zentrale Rolle bei vielen chronisch-entzündlichen Erkrankungen spielt.
„Das Mikrobiom von Magen und Dünndarm ist noch verhältnismäßig unerforscht“, berichtet W. Florian Fricke, Professor am Fachgebiet Mikrobiom und Angewandte Bioinformatik. Um Proben aus Magen und Dünndarm zu nehmen, müssten sich Patienten aktuell noch einer Magenspiegelung unterziehen. Viel einfacher und unkomplizierter ließen sich Speichelproben jedoch aus dem Mund gewinnen.
Enge Verbindung zwischen Mund- und Dünndarmmikrobiom
In einer Studie mit 20 Personen, die sich einer Magenspiegelung unterziehen mussten, konnten die Forschenden zwei stabile Mikrobiomtypen in Speichel, Magen und Dünndarm identifizieren. Diese bakteriellen Gemeinschaften waren bei den betreffenden Personen vom Mundraum bis in den Magen und Dünndarm konstant und wurden von jeweils einer Bakteriengattung dominiert.
Bestätigt wurden die Ergebnisse durch einen Datensatz von 254 Menschen des Cedars-Sinai Medical Center in den USA, der die Zusammensetzung und Funktion des Dünndarm-Mikrobioms untersucht.
In beiden Studien hatten Probanden, bei denen im Speichel-Mikrobiom die Bakteriengattung Prevotella-7 vorherrscht, geringere Mengen potenziell krankmachender Bakterien, wie Arten, die mit Endokarditis oder Darmkrebs in Verbindung stehen.
Außerdem hatten sie niedrigere Werte des Entzündungsmarkers TNF-α im Blut. Da dieses Protein als Zytokin bei vielen chronisch-entzündlichen und Autoimmunerkrankungen eine wichtige Rolle spielt, könnte das auf ein insgesamt geringeres Risiko für Entzündungen und Infektionen bei Menschen mit diesem Mikrobiomtyp hinweisen.
Speichelproben könnten künftig in nicht-invasiven und regelmäßig wiederholbaren diagnostischen Tests eingesetzt werden, um das individuelle Risiko für bestimmte entzündliche und infektiöse Erkrankungen abzuschätzen, resümiert Fricke.
„Eine solche Diagnostik könnte in der klinischen Praxis helfen, Risikogruppen frühzeitig zu identifizieren und gezielte Präventionsmaßnahmen, zum Beispiel prophylaktische Antibiotikabehandlungen, einzuleiten."
Angesichts der leichten Handhabung und geringen Belastung für die Patienten könnten sich den Forschenden zufolge damit neue Wege für Speicheltest-basierte personalisierte Mikrobiom-Untersuchungen zur Prävention, Früherkennung und Beobachtung von Erkrankungen eröffnen.
Schmidt NS, Dörner E, Podlesny D, Bohlhammer E, Bubeck AM, Ruple HK, Tetzlaff-Lelleck V, Sina C, Schmidt H, Fricke WF. Contamination-controlled upper gastrointestinal microbiota profiling reveals salivary-duodenal community types linked to opportunistic pathogen carriage and inflammation. Gut Microbes. 2025 Dec;17 (1):2539452. doi: 10.1080/19490976.2025.2539452. Epub 2025 Aug 1. PMID: 40746257; PMCID: PMC12320837.