Deutschland, wie es trinkt und raucht
Millionen Deutsche haben ihren Tabak- und Alkoholkonsum nicht im Griff. Die Folgen: Zehntausende Tote im Jahr, rechnet das neue Jahrbuch Sucht vor. Damit hat sich am Gesamtkonsum, der pro Kopf locker eine Badewanne füllt, seit 2007 fast nichts geändert. Auch der Tabakverbrauch ging im Vergleich zu 2011 nur minimal um rund ein Prozent zurück - das macht 996 Zigaretten pro Einwohner im Jahr.
Alle sieben Minuten stirbt ein Mensch
Nach Berechnungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) stirbt in Deutschland alle sieben Minuten ein Mensch an den Folgen des Alkoholkonsums oder an der Kombination aus riskantem Trinken und Rauchen - das seien im Jahr etwa 74.000 Todesfälle.
Damit haben die legalen Drogen mehr Auswirkungen als die illegalen: Mit geschätzten vier süchtigen Konsumenten von Cannabis, Kokain und Amphetaminen pro 1.000 Einwohner im Alter zwischen 15 und 64 gehört Deutschland zu den Ländern mit eher niedriger Krankheitsquote.
Deutschland prostet
Seit 2007 liegt der Pro-Kopf-Konsum in Deutschland knapp unter 10 Litern reinem Alkohol. Mit rund 105 Litern Bier, etwa 20 Litern Wein und 5 Litern Spirituosen pro Kopf zählen die Deutschen zu den Spitzentrinkern in den OECD-Staaten. Nur in Luxemburg, Frankreich, Österreich und Estland werde mehr gebechert, rechnet das Jahrbuch vor. 1,8 Millionen Menschen gelten in Deutschland als alkoholabhängig.
Auch volkswirtschaftlich sei die Trinkerei ein großes Verlustgeschäft, schreiben die Autoren. 3,3 Milliarden Euro verdiene der Staat pro Jahr mit Alkoholsteuern - die Kosten für alkoholbedingte Krankheiten aber lägen bei etwa 26 Milliarden Euro im Jahr.
Rauchen wird out
An den Folgen des Rauchens sterben nach den Berechnungen jedes Jahr geschätzte 100.000 bis 120.000 Menschen - so viele Einwohner leben in mittelgroßen Städten wie Jena, Koblenz oder Ulm. Anders als beim Alkohol geben die jüngsten Zahlen aber verhaltenen Grund zur Hoffnung.
Die Zahl der Raucher ist seit einigen Jahren rückläufig - aber noch immer greifen ein gutes Drittel der erwachsenen Männer und ein gutes Viertel der Frauen zum Tabak. Als Gegenmittel empfiehlt die DHS unter anderem höhere Steuern auf Alkohol und Tabak, eine zeitliche Begrenzung ihres Verkaufs und weniger Werbung dafür.