Deutschlands Ernährungspolitik ist mangelhaft
Die Politik kann eine gesunde Ernährungsweise fördern, indem sie beispielsweise Qualitätsstandards für die Schulverpflegung definiert, Regeln für die Nährwertkennzeichnung festlegt oder durch ungesunde Lebensmittel besteuert. Wo steht Deutschland bei der Schaffung gesunder und nachhaltiger Ernährungsumfelder? Das haben Wissenschaftler der Ludwigs-Maximilians-Universität München (LMU) und des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) zusammen mit 55 Experten aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft untersucht.
Methodik
Die Ergebisse: Nur in zwei Bereichen erreicht Deutschland eine mittlere Bewertung. Bei Datensammlung, -auswertung und –nutzung sowie offizielle Ernährungsempfehlungen konnte Deutschland punkten. In allen anderen Bereichen ist der Umsetzungsgrad in Deutschland überwiegend niedrig bis sehr niedrig. Besonders schlecht fiel die Bewertung in drei Bereichen aus: bei der Regulierung von Lebensmittelwerbung und -marketing, der Lebensmittelpreisgestaltung und dem Lebensmittelangebot in Einzelhandel und Gastronomie.
„Die Ergebnisse des Food-EPI 2021 zeigen, dass Deutschland aktuell weit hinter internationalen Best Practices zur Schaffung gesunder und nachhaltiger Ernährungsumfelder zurückbleibt und dringender Reformbedarf besteht“, resümiert der Leiter des Forschungsprojekts Dr. med. Peter von Philipsborn.
Hier besteht Reformbedarf
Insgesamt identifizierten die Wissenschaftler 28 Reformoptionen identifiziert, die sie von den 55 Experten bewerten ließen. Fünf Maßnahmen erhielten die höchste Bewertung:
Umsetzung einer qualitativ hochwertigen und gebührenfreien Schul- und Kitaverpflegung
Gesundheitsförderliche Mehrwertsteuerreform: Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf gesunde Lebensmittel, wie Obst und Gemüse und ein Ende der Mehrwertsteuervergünstigung für ungesunde Lebensmittel
Herstellerabgabe auf Softdrinks
Gesetzliche Regulierung von Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder richtet
Gesundes Essen in öffentlichen Einrichtungen: Nicht nur in Kitas und Schulen, sondern auch in vielen anderen öffentlichen Einrichtungen gibt es Kantinen und andere Verpflegungseinrichtungen – zum Beispiel in Behörden, Hochschulen, Kliniken und Seniorenheimen. Auch hier sollten verbindliche Qualitätsstandards gelten.