Ein Drittel der Deutschen hat Rückenschmerzen
Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von 31,4 Prozent. Dieser hohe Wert hat sich seit 2017 kaum verändert. Bei einem Vergleich der EU-Länder liegt Deutschland bezogen auf die Krankheitslast im oberen Mittelfeld, meldet das WIdO.
Im Jahr 2020 entfielen gemäß Krankheitskostenstatistik 11,6 Milliarden Euro und somit 2,8 Prozent aller Krankheitskosten auf Rückenschmerzen. Sie haben damit kostentechnisch eine größere Bedeutung als Diabetes mellitus, Schlaganfälle oder Depressionen., denn im Durchschnitt fielen Beschäftigte an 2,81 Arbeitstagen krankheitsbedingt wegen Rückenschmerzen aus. Auf die knapp 34,5 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des Jahres 2022 umgerechnet, ergeben sich so 96,8 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage.
Im Bundesvergleich der Metropolen, also den Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern, liegt Essen auf Platz drei hinter Dortmund mit 34,9 Prozent und Nürnberg mit 34,7 Prozent. Die Großstadt mit dem geringsten Anteil an Patienten mit Rückenschmerzen ist Frankfurt am Main (26,0 Prozent).
Rückenschmerzen führen zu Produktionsausfallkosten in Höhe von 12,4 Milliarden Euro, rechnet das WIdO vor. Der Ausfall an Bruttowertschöpfung, ermittelt über den Verlust der Arbeitsproduktivität, liegt bei 21,2 Milliarden Euro. Der Anteil der Rückenschmerzen an den gesamten volkswirtschaftlichen Kosten durch Arbeitsunfähigkeit beläuft sich auf 14 Prozent.
Selbst in der Altersgruppe zwischen 15 und 19 Jahren sind mehr als 10 Prozent betroffen. Mit zunehmendem Alter zeigt sich nochmals ein deutlicher Anstieg der Rückenschmerzhäufigkeit. In der Altersgruppe ab 75 Jahren leiden mehr als die Hälfte an Rückenschmerzen. In fast allen Altersgruppen sind Frauen häufiger betroffen.
Neben dem Alter gibt es verschiedene Risikofaktoren, die mit der Entstehung oder Chronifizierung von unspezifischen Rückenschmerzen in Zusammenhang stehen. Dazu zählen psychosoziale Faktoren (wie Depressionen, Stress, Ängstlichkeit), arbeitsplatzbezogene Faktoren (starke körperliche Belastung oder Unzufriedenheit am Arbeitsplatz), sowie Rauchen und Übergewicht.
Primär wirkt nur körperliche Aktivität
Was aber können Betroffene tun? Nachweislich wirksam gegen Rückenschmerzen ist als primäre Maßnahme nur körperliche Aktivität. Dagegen helfen eine reine Informationsvermittlung, Rückenschulen, Schuheinlagen und ergonomische Maßnahmen am Arbeitsplatz nach aktuellem Erkenntnisstand vermutlich nicht. Bei berufstätigen Betroffenen sind zusätzliche Sekundärmaßnahmen sinnvoll, wie eine möglichst ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes, die Vermeidung einseitiger Körperhaltungen und des Hebens schwerer Lasten sowie psychologische Maßnahmen wie die Förderung der Arbeitsplatzzufriedenheit.
Das WIdO veröffentlicht den Gesundheitsatlas seit 2019 ein Mal im Jahr mit dem Ziel, die Gesundheitssituation der deutschen Bevölkerung in den 400 Landkreisen und Städten transparent machen. Dargestellt werden die Ergebnisse auf der Bundesebene, in den Bundesländern, in einzelnen Kreisen und in den Großstädten.
Den Gesundheitsatlas Rücken finden Sie hier.