DGI: "Die Zeit der dicken Implantate ist vorbei!"
Gut eine Millionen Implantate werden heute in Deutschland inseriert, Tendenz steigend, erläuterte Dr. Gerhard Iglhaut, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie e.V. (DGI) auf der Pressekonferenz. Tagungspräsident Prof. Dr. Frank Schwarz hatte ein Themenspektrum gewählt, das die Entwicklung der Implantologie widerspiegelte: Er brachte nicht nur althergebrachte Therapiestrategien neu verpackt aufs Podium, sondern hinterfragte an jeder Stelle die eingefahrenen Strukturen und Denkweisen.
Schwarz in seiner Begrüßungsrede: „Das Interesse bei jungen Kollegen ist groß, ins Fach Implantologie einzusteigen. Fast alle Neuzugänge bei der DGI gehören zur Generation 30 plus. Für sie ist es selbstverständlich, dass dieses Fach in jede Zahnarztpraxis gehört.“
Sechs bis zehn Millimeter sind üblich
Entscheidend sei heute, knochenschonend zu verfahren, erklärte Schwarz. Die Industrie habe bereits kürzere und dünnere Implantate entwickelt, die eine Implantattherapie schonender und größere Eingriffe zum Kieferaufbau unnötig machten.
„Die Zeit der dicken Implantate mit mehr als fünf Millimeter Durchmesser ist vorbei“, so Schwarz. Vier Millimeter Durchmesser und weniger - abhängig vom Ort der Implantation - seien heute die Regel. Auch was die Länge betrifft, hätten sich moderne Implantate verändert: Sechs bis zehn Millimeter seien üblich, es gebe inzwischen auch noch kürzere Implantate zwischen vier und sechs Millimetern Länge, die in bestimmten Regionen eingesetzt werden könnten.
Implantate für Gebissträger
Auch für Träger von Vollprothesen bringt die Implantologie große Vorteile, lautete die zweite Botschaft. Seit der Möglichkeit, Vollprothesen mittels Implantaten zu fixieren, habe sich hier für die Patienten eine ganz neue Form der Lebensqualität entwickelt. So könne die Prothese beim zahnlosen Unterkiefer auf zwei, beim zahnlosen Oberkiefer auf vier Implantaten stabilisiert werden. Festsitzender Zahnersatz benötige im zahnlosen Unterkiefer sechs und im Oberkiefer acht Implantate.
Vorsicht bei Osteoporose
Bestimmte Erkrankungen und Medikamente gelten indes als Risikofaktoren für eine Implantattherapie. Dazu gehörten Präparate, die bei einer Osteoporose eingesetzt werden, um hier den krankheitsbedingten kontinuierlichen Knochenabbau zu verhindern. Seit einigen Jahren steigt die Zahl der Patienten, die mit solchen Bisphosphonaten behandelt werden. Inzwischen weiß man, dass diese Medikamente zu schwer heilbaren Kiefernekrosen führen können.
Wie das individuelle Risiko für einen Patienten ermittelt und wie es reduziert werden kann, schilderte Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz aus Wiesbaden. Er forderte sein Publikum auf, bei jedem Zahnarztbesuch auch bekannte Patienten nach einer möglichen Osteoporoseerkrankung beziehungsweise -therapie zu befragen. Besonders gefährdet seien Frauen jenseits des Klimakteriums sowie extrem dünne Patienten.
Aufgepasst auch beichronischen Krankheiten und Medikamentenverschreibungen
Zahnärzte seien außerdem zunehmend auch mit Patienten konfrontiert, an chronischen Krankheiten leiden und regelmäßig verschiedene Medikamente einnehmen müssten. Einige könnten den Erfolg einer Implantat-Therapie beeinträchtigen, so Grötz.
Das Spektrum reiche von Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis über - unbehandelten - Diabetes bis hin zu Tumorleiden. „In den vergangenen Jahren haben sich zwar viele Kontraindikationen einer Implantattherapie relativiert, doch manche früher eher seltenen Indikationseinschränkungen gewinnen an Bedeutung“, erklärte er. Zur Prophylaxe gehöre eine perfekte Mundhygiene, die Vermeidung von Druckstellen durch Prothesen oder scharfen Kanten am Zahnersatz sowie ein regelmäßiger Recall.
Die DGI präsente auf der Tagung mehr als 80 international renommierte Referenten aus sieben Ländern, die aktuellen Entwicklungen und neue Konzepte in der Implantologie vorstellten. Insgesamt gabt es auf der Tagung mehr als 100 Präsentationen.