Medizin

DGPM fordert: Mit psychosomatischen Krankheiten zum Spezialisten

sp/pm
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Wer hilft bei Beschwerden, für die sich keine körperliche Ursache finden lässt? Bei Verdacht auf eine psychosomatische Erkrankung sollte ein Facharzt für Psychosomatische Medizin konsultiert werden.

Wie wichtig es ist, das Zusammenspiel von seelischen, sozialen und körperlichen Komponenten zu beachten, darauf verweisen die "Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie" (DGPM) und das "Deutsche Kollegium für Psychosomatische Medizin" (DKPM). Fachärzte für Psychosomatische Medizin hätten Therapieformen entwickelt, mit denen sie Patienten wirksam psychotherapeutisch behandeln.

Rund zwanzig Prozent aller deutschen Hausarzt-Patienten leiden an körperlichen Beschwerden, für die es keine ausreichende organische Erklärung gibt. Die Symptome der sogenannten somatoformen Störungen reichen von Kopf- oder Rückenschmerzen über Erschöpfung und Atemnot bis hin zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Deren Behandlung ist meist schwierig und kostspielig. Denn durchschnittlich dauert es sechs Jahre und bedarf entsprechend häufiger Arztbesuche, bis die Betroffenen eine psychosomatische Behandlung erhalten.

Den ganzen Menschen im Blick

Psycho bedeutet Seele, Soma steht für Körper. „Die Psychosomatische Medizin betrachtet den Menschen weder ausschließlich körperlich, noch einseitig psychiatrisch, sondern in seiner Wechselwirkung zwischen Körper und Seele. Dies spiegelt sich auch in der fundierten psychotherapeutischen Ausbildung und Zusammenarbeit mit somatischen Ärzten wider“, erläutert Prof. Dr. med. Johannes Kruse, Vorsitzender der DGPM, Gießen. So arbeiten die über 4000 tätigen Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie hierzulande eng mit unterschiedlichen Fach- und Hausärzten zusammen, wenn es beispielsweise um psychische Belastungen aufgrund von körperlichen Erkrankungen geht.

Dazu gehören Mutlosigkeit nach Herzinfarkt oder neu aufgetretenem Diabetes sowie Angst bei Krebsleiden. Aber auch Menschen mit körperlichen Beschwerden, für die Ärzte keine Ursache an Organen, Bewegungsapparat oder Nervensystem finden, machen mit zwanzig Prozent der Hausarzt-Patienten eine große Patientengruppe aus. Ihnen muss bei stärkeren Beschwerden von ausgewiesenen Spezialisten für Psychosomatik geholfen werden.

40 Prozent der Früh-Berentungen wegen psychosomatischer Erkrankungen

Mehr als 40 Prozent aller frühzeitigen Berentungen und bis zu 20 Prozent aller Krankschreibungen in Deutschland erfolgen wegen psychischer und psychosomatischer Störungen. „Das Krankheitsspektrum in Deutschland hat sich tiefgreifend verändert. Psychische und psychosomatische Störungen sind eine Herausforderung für die Gesellschaft und müssen adäquat behandelt werden“, betont Kruse, der als Direktor die "Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie" des Universitätsklinikums Gießen und Marburg leitet

Die Zahl der stationären Behandlungsplätze ist gestiegen

Der gewachsene Bedarf an psychosomatisch-psychotherapeutischer Versorgung zeigt sich unter anderem in der Zahl der stationären psychosomatischen Behandlungsplätze. Diese hat sich entgegen dem Trend in der somatischen Medizin und in der Psychiatrie in den letzten zehn Jahren verdoppelt. In mehr als 170 Krankenhäusern und 175 Rehabilitationskliniken werden somit heute jährlich über 180.000 Patienten stationär psychosomatisch behandelt.

Dabei erfolgt die psychosomatische Grundversorgung zunächst meist in der Hausarztpraxis. "Viele medizinische Fachgebiete fordern inzwischen von ihren Ärzten zu Recht eine psychosomatische Basiskompetenz“, erläutert DGPM-Vorstand Kruse. Prof. Dr. med. Stephan Zipfel, Ärztlicher Direktor der Psychosomatik an der Uniklinik in Tübingen und Vorsitzender des DKPM, ergänzt in seiner Funktion als Studiendekan, dass die Psychosomatische Medizin schon seit 1970 ein verbindliches Fach im Medizinstudium ist.

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