DH Sylvia Fresmann zur aufsuchenden Versorgung

"DHs können eine effektive Unterstützung für die Zahnärzte bieten!"

mg
Praxis
Noch immer fehlt es an geeigneten Mundhygieneartikeln für Pflegebedürftige, sagt Sylvia Fresmann von der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygieniker/Innen e.V. (DGDH). Die DH sagt, wo es aus ihrer Sicht im Betreuungsalltag hapert - und wo die Chancen liegen.

Frau Fresmann, Sie haben durch Ihre Tätigkeit als Assistenz bei der aufsuchenden Betreuung einen guten Einblick. Wie ist es aus Ihrer Sicht um die

Mundgesundheit von Pflegebedürftigen bestellt?

Sylvia Fresmann:

Die Situation ist aus meiner Sicht insgesamt sehr komplex und unbefriedigend. Differenzieren muss man zwischen Pflegebedürftigen, die sich noch weitgehend selbst versorgen können und solchen, die aufgrund körperlicher oder kognitiver Beeinträchtigungen Unterstützung bei der Mundhygiene benötigen. Ohne verallgemeinern zu wollen, aber häufig hat die Mundhygiene einen zu geringen Stellenwert.

Woran hapert es?

Aus meiner Sicht spielen die Rahmenbedingungen und insbesondere der Zeitfaktor eine bedeutende Rolle. Befriedigende Ergebnisse habe ich dann feststellen können, wenn betreuende Angehörige instruiert und zur Unterstützung der Pflegekräfte eingebunden waren. Pflegekräfte beklagen häufig den Zeitmangel und sind für jede Unterstützung dankbar. Hier sehe ich zum Beispiel eine gute Gelegenheit für DHs, die mit der Pflege beauftragten Mitarbeiter gezielt in effektiver und zeitsparender Mundhygiene zu unterweisen und zu informieren.

Sollte man die Pflegebedürftigen auch befähigen, selbst mehr Mundhygiene zu betreiben?

Ja, das sollte im Interesse der Pflegebedürftigen und der Angehörigen der Grundsatz sein. Körperliche Einschränkungen wie Rheuma, Arthritis stellen dabei jedoch ernsthafte Hindernisse dar. Diese können teilweise, für eine gewisse Zeit, durch altersgerechte Hilfsmittel kompensiert werden. Allerdings gibt es meiner Ansicht nach zu wenig entsprechende Hilfsmittel, so dass nicht selten improvisiert werden muss oder die Mundhygiene zu kurz kommt. Selbst gebastelte Utensilien sind in diesem persönlichen Bereich keine befriedigende Lösung.

Haben Sie eine Erklärung dafür, warum es diese Produkte aktuell nicht gibt?

Hier sehe ich ein Zusammenspiel mit der Industrie. Aus meiner Sicht muss der Bedarf den Herstellern deutlich signalisiert werden. Die Dentalhygienikerin mit ihrer Kompetenz kann hier eine wichtige Schnittstelle darstellen. In der Regel verfügt sie über die Außendienstmitarbeiter der entsprechenden Firmen über gute Kontakte und ist über Neuigkeiten am Markt in diesem Bereich gut informiert. Weiterhin werden Wirtschaftlichkeitsüberlegungen der Industrie eine Rolle spielen. Zuschüsse oder Kostenübernahme durch Sozialversicherungsträger könnten hier die Entwicklung beschleunigen.

Welche Besonderheiten gelten für Demenzkranke?

Teilweise können demente Pflegebedürftige noch selbst putzen und brauchen "nur" kontrolliert werden. Teilweise ist die Tagesform entscheidend, ob der Mund überhaupt geöffnet wird. Fakt ist, dass Demenzkranke ein besonders hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Geduld seitens der Pflegekräfte erfordern.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Aus meiner Sicht ist eine flächendeckende Mundhygienebetreuung der Alten- und Pflegeheime durch Fachpersonal äußerst wünschenswert. Bei weit mehr als 13.000 Altenheimen in Deutschland mit stark wachsender Tendenz, stellt dies allerdings eine Mammutaufgabe dar. Kooperationsverträge zwischen den Pflegeeinrichtungen und Zahnärzten sind ein erster Schritt. Allerdings setzen hier, bei allem Engagement, neben Wirtschaftlichkeitsüberlegungen mangelnde Personalressourcen deutliche Grenzen. Im Sinne der Pflegebedürftigen können DHs hier aufgrund ihrer Aus- und Fortbildung eine effektive Unterstützung für die Zahnärzte bieten. Die DHs der Deutschen Gesellschaft für DentalhygienikerInnen stehen bereit für eine solche Aufgabe.

Sylvia Fresmann ist eine der sieben Gründerinnen der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygieniker/Innen e.V. (DGDH).

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