Diabetologen warnen vor Fake-Produkten aus dem Internet
„Wir erleben derzeit eine Welle von Fake-Angeboten, die auf die Verunsicherung chronisch kranker Menschen zielt – und das in einer Art und Weise, die hochgradig verantwortungslos ist“, sagt Dr. med. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. „Die öffentliche Hand scheint dieser Entwicklung kaum etwas entgegenzusetzen. Deshalb braucht es umso mehr Aufklärung.“ Mit der Menge der Fakeangebote steigt auch der Beratungsbedarf in den Praxen: „Patientinnen und Patienten wenden sich immer häufiger mit Fragen zu Produkten, die sie online gesehen oder sogar bestellt haben, an ihre Ärztinnen und Ärzte“, erklärt Toralf Schwarz, Vorsitzender des BVND und Facharzt für Innere Medizin und Diabetologie. „Wir investieren dadurch viel Zeit darin, Fehlinformationen zu korrigieren, statt uns um die gesundheitlichen Belange der Patientinnen und Patienten kümmern zu können.“
Verbände fordern Aufklärung und Schutz
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, der Bundesverband Niedergelassener Diabetologen (BVND) und der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) warnen jetzt in einer Pressemitteilung gemeinsam vor betrügerischen Angeboten aus dem Netz. Dabei stehen nicht nur falsche Versprechen wie beispielsweise zur Messung von Blutzucker mittels Mikronadelpflastern im Fokus, sondern auch Täuschungen von Verbrauchern. „In jüngster Zeit wurden etwa Logos sowie Bilder oder vermeintliche Aussagen von bekannten Persönlichkeiten aus der Diabetologie verwendet, die unter anderem in der DDG oder im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) aktiv sind. In einigen Fällen erwecken Webseiten den Eindruck, von der DDG oder anderen offiziellen Institutionen betrieben zu werden – ein klarer Täuschungsversuch. durch die unauthorisierte Verwendung von Logos der Verbände oder vermeintliche Aussagen von bekannten Persönlichkeiten aus der Diabetologie“, schreiben die Verbände.
Gefälschte Logos und falsche Empfehlungen
„Wir stellen mit großer Sorge fest, dass die sozialen Medien immer stärker zu einem rechtsfreien Raum für gesundheitsgefährdende Desinformation werden“, warnt Professorin Dr. Julia Szendrödi, Präsidentin der DDG. „Als medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft verkaufen oder empfehlen wir keine Produkte. Unser Auftrag ist die unabhängige, evidenzbasierte Fortbildung von Ärztinnen und Ärzten sowie die Entwicklung medizinischer Leitlinien.“
Wie erkenne ich unseriöse Gesundheitswerbung?
Die Verbände geben folgende Hinweise, um unseriöse Angebote zu identifizieren:
Wundermittel sind Warnzeichen: Seien Sie misstrauisch bei Produkten, die eine schnelle, einfache Heilung oder Wirkung ohne Nebenwirkungen versprechen - insbesondere bei angeblich „natürlichen“ Alternativen oder neuen Methoden wie Mikronadelpflastern.
Vertrauen Sie nur offiziellen Quellen: Medizinische Fachgesellschaften wie die DDG oder diabetesDE empfehlen oder verkaufen keine Produkte. Prüfen Sie Logos, Expertenzitate und Webauftritte kritisch.
Achten Sie auf Impressum und Rücksendeadresse: Seriöse Anbieter haben ein vollständiges Impressum, klare Kontaktmöglichkeiten und erlauben Rücksendungen. Fehlt das, sollten Sie vom Kauf absehen.
Fragen Sie vor dem Kauf Ihr Behandlungsteam: Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt oder Ihrer Diabetesberatung, bevor Sie Produkte aus dem Internet bestellen - vor allem bei unbekannten oder auiffällig beworbenen Angeboten.
Ein Infoblatt für das Wartezimmer kann hier heruntergeladen werden.
Besonders perfide: Viele Betroffene berichten, dass sie nach Bestellung der vermeintlichen Produkte entweder gar keine Lieferung oder aber minderwertige Geräte wie einfache Pulsoximeter ohne diabetologischen Nutzen erhalten haben. Die Anbieter agieren häufig anonym aus dem Ausland, ohne Impressum oder Rücksendeadresse. Eine Rückerstattung oder Reklamation sind in der Regel nicht möglich.