Diagnose-Kaugummi für Implantate
Bis zu einer Million Zahnimplantate werden jedes Jahr in Deutschland gesetzt, schätzt die Deutsche Gesellschaft für Implantologie. Zu den ärztlichen Routinekontrollen nach diesem Eingriff könnte in Zukunft ein Spezial-Kaugummi gehören. Der Patient müsste schleunigst zum Zahnarzt gehen, wenn sich beim Kauen ein bitterer Geschmack bemerkbar macht. Denn dieses "Warn-Aroma" kündigt eine Komplikation an, die so früh wie möglich behandelt werden sollte. „So könnte jeder Patient seine Implantationszone mit geringem Aufwand selbst überwachen“, sagt Prof. Lorenz Meinel vom Institut für Pharmazie der Universität Würzburg.
Der bittere Geschmack warnt vor
Der Kaugummi ist noch Zukunftsmusik, die Komplikation nicht: In den Jahren nach dem Setzen eines Zahnimplantats kann bei ungefähr sechs bis fünfzehn Prozent der Patienten eine Peri-Implantitis entstehen. Wenn der Kaugummi diese Komplikation ankündigt, kann der Zahnarzt das Krankheitsgeschehen schon in einem sehr frühen Stadium beeinflussen.
Die Forscher wissen schon, auf welcher Grundlage eine Frühdiagnostik funktionieren kann: Wenn sich Bakterien um ein Zahnimplantat ansiedeln, steigt lokal die Konzentration des Enzyms Matrix-Metalloproteinase 8 (MMP-8) deutlich an. Diesen Anstieg kann der Kaugummi diagnostizieren.
Das geschieht mit einem System aus einer kleinen Peptidkette, die zwischen einer winzigen Kugel und einem Bitterstoff platziert ist. Überschreitet die Enzymkonzentration aufgrund der Komplikation am Implantat im Speichel eine bestimmte Grenze, schneidet das Enzym das Peptid durch und der Bitterstoff wird freigesetzt - der Kaugummi schmeckt bitter und der Patient st gewarnt.
Zwei Strategien im Blick
Um das Warnsignal in den Mund zu bringen, verfolgen die Forscher zwei Strategien: Zum einen entwickeln sie den Spezial-Kaugummi. Zum anderen ist geplant, die Zahnimplantate selbst mit dem System aus Kugel, Peptid und Bitterstoff zu beschichten. Welche der beiden Vorgehensweisen die bessere ist, soll in dem zweijährigen, von der EU mit einer Million Euro geförderten Forschungsverbund „Step - Sensing peri-implant disease“ herausgefunden werden.