RKI-Studie zur Impfskepsis zeigt

Die Impfbereitschaft hängt von Bildung und Sprache ab

pr
Gesellschaft
Menschen mit Migrationshintergrund sind nicht impfskeptischer als andere – man hat sie nur nicht gezielt erreicht, so eine neue Studie des Robert Koch-Instituts (RKI). Sprachbarrieren und Falschwissen könnten Impfquotenunterschiede bei Migranten und Nicht-Migranten erklären.

Bestehen Unterschiede in Impfverhalten zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund? Das hat die neunte Welle des „COVID-19 Impfquoten-Monitorings in Deutschland” ( COVIMO ) im Auftrag des RKI erfragt. Das Ergebnis: Personen ohne Migrationsgeschichte haben eine etwas höhere Impfquote als Personen mit Migrationsgeschichte. Und die Impfbereitschaft unter den aktuell noch Ungeimpften ist bei Migranten höher.

Die Studienautoren erklärt die Unterschiede so: Vor allem Sprachbarrieren können einen Großteil der Impfquotenunterschiede zwischen Personen mit und ohne Migrationsgeschichte darstellen. Hinzu kommen sozioökonomische Merkmale (Bildung und Einkommen) und das Alter, die die geringere Impfquote bei Migranten zum Teil erklären könnten. Teilweise könnten auch Diskriminierungserfahrungen im Gesundheits- und Pflegebereich zur Erklärung des Unterschieds beitragen. Tatsächlich zeige sich nach Sprache ein größerer Unterschied in den Impfquoten als nach Migrationsgeschichte: Das heißt, je besser die Deutschkenntnisse eingeschätzt werden, umso höher ist die Impfquote.

Wissen über die Impfung spielt große Rolle

Die Wissenschaftler haben auch Faktoren ausgemacht, die das Impfverhalten beeinflussen: Danach gilt für alle Befragten, dass mit zunehmendem Vertrauen in die Sicherheit der Impfung und in das deutsche Gesundheitssystem die Chance steigt, geimpft zu sein. Je größer die Überzeugung vorherrscht, mit der Impfung Freiheiten zurückzugewinnen, desto größer zeigt sich auch die Chance, geimpft zu sein. Und: Je eher eine Person mit Migrationsgeschichte Impfen als eine gemeinschaftliche Maßnahme zur Verhinderung der Verbreitung von COVID-19 betrachtet, desto eher ist diese Person auch geimpft.

Eine große Rolle spielt der Studie zufolge das Wissen um die Impfung. So sind demnach Falschwissen und besonders Unsicherheiten zu den Impfungen weit verbreitet. Unter Migranten finden sich signifikant mehr Unsicherheit und Falschwissen als bei Personen ohne Migrationshintergrund.

Zielgerichtete Ansprache könnte helfen

Die COVIMO-Studie wurde am 03. Februar auf einer virtuellen Presseveranstaltung des Mediendienstes Integration vorgestellt. Mit einer zielgerichteten Ansprache ließen sich noch viele weitere Menschen mit Migrationshintergrund von einer Impfung gegen Corona überzeugen, so das Fazit dort. Elisa Wulkotte, wissenschaftliche Mitarbeiterin am RKI, und Doris Schaeffer, Gesundheitswissenschaftlerin der Universität Bielefeld, plädierten deshalb dafür, gezielter auf Menschen mit Migrationsgeschichte zuzugehen und Informationen in verschiedenen Herkunftssprachen zu geben.

Die Ergebnisse der RKI-COVIMO-Studie decken sich im Übrigen mit Erkenntnissen anderer Untersuchungen zu dem Themenfeld. So haben etwa einer Studie des „Covid-19 Snapshot Monitoring” in Erfurt zufolge Ungeimpfte im Durchschnitt häufiger einen Migrationshintergrund, sind zudem jünger und leben eher in Ost- als in Westdeutschland. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität Bielefeld zur Gesundheitskompetenz von Menschen mit Migrationshintergrund bestätigte, dass viele Personen mit postsowjetischem und türkischem Migrationshintergrund oftmals nicht wissen, welche Impfungen sie oder ihre Familien benötigen. Auch der Deutsche Ethikrat hatte in seiner Adhoc-Empfehlung vom Dezember 2021 zur allgemeinen Impfpflicht gefordert: „Eine Impfpflicht muss mit zielgruppenspezifischer, kultursensibler, mehrsprachiger und leicht verständlicher Information, auch über soziale Medien, verbunden sein.”

Zur Studie:

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