Die neue UPD: "Für die Patienten das Beste"
Trotz der heftigen Kritik seitens der Ärzte, Zahnärzte und Patientenvertreter steht fest: Das Callcenter Sanvartis übernimmt die Arbeit der bisherigen genmeinnützigen Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) - und zwar, indem es zu diesem Zweck als "neue UPD" ebenfalls eine gemeinnützige GmbH gründet.
Auf einer Pressekonferenz in Berlin stellten der Patientenbeauftragte Karl-Josef Laumann, Gernot Kiefer vom GKV-Spitzenverband und Thorben Krumwiede, designierter Geschäftsführer der UPD, das neue Konzept vor. Tenor: Die alte UPD war gut, aber...
"Sie hat verlässliche Arbeit geleistet und die Beratung aufgebaut. Die Ausschreibung hat jedoch gezeigt, wie man die Patientenberatung besser - das heißt effizienter - gestalten kann", betonten Laumann und Kiefer unisono. Laumann: "Mir ist wichtig, die Bekanntheit der UPD unter den Versicherten zu erhöhen!"
Besser heißt mehr heißt effizienter
Besser, das bedeute in erster Linie eben vor allem auch mehr, wie Krumwiede in einem kurzen Vortrag erläuterte: "Wir wollen die jährlichen Patientenkontakte von derzeit 81.000 auf 221.000 erhöhen." Um die UPD bekannter zu machen, werde der Internetauftritt überarbeitet und die Auffindbarkeit bei Google verbessert. Außerdem wolle man mithilfe von Ankündigungen in der lokalen Presse auf neue Angebote wie das UPD-Mobil aufmerksam machen, das zu bestimmten Terminen Ortschaften und Städte anfährt und vor Ort Fragen zu Arztkosten, Kassenleistungen oder Patientenrechten beantwortet.
Nachfragen, inwieweit ein privates Callcenter, das in der Vergangenheit Aufträge für diverse Krankenkassen übernommen hatte, dem Anspruch nach Neutralität und Unabhängigkeit standhält, und inwiefern das Vergabeverfahren die Vorgabe nach Transparenz erfüllt hat, beantworteten Kiefer wie auch Laumann mit dem Hinweis auf die professionelle Abwicklung der Ausschreibung. Auch dass zwei Beiratsmitglieder mit Austritt drohten, weil sie den Zuschlag für Sanvartis nicht akzeptieren, sei nicht kriegsentscheidend.
"Das Konstrukt von Sanvartis garantiert Unabhängigkeit und Neutralität"
"Die Entscheidung der Vergabekammer ist ausschlaggebend", sagte Laumann. "Ich muss meine Entscheidung auf einer rechtlichen, objektiven Grundlage treffen und habe mir die entsprechende Expertise geholt. Die Vergabekammer hat meinen Entschluss zu 100 Prozent bestätigt. Das Gutachten ist ganz eindeutig: Das Konstrukt, das die Sanvartis vorschlägt, garantiert Unabhängigkeit und Neutralität. Sollte Sanvartis dagegen verstoßen, ist das ein Grund, den Vertrag fristlos zu kündigen."
Kiefer: "Die Neuvergabe der Unabhängigen Patientenberatung hat bereits vor einer Entscheidung ein starkes mediales und zum Teil auch politisches Interesse geweckt. Doch statt Fakten zu diskutieren, vermengten sich in der öffentlichen Wahrnehmung Mutmaßungen, vermeintliche Kenntnisse und Halbwahrheiten zu einer abenteuerlichen Mischung."
Bei der Frage, ob die "neue UPD" auch auf wichtige Prophylaxemaßnahmen in der Zahnmedizin wie die PZR hinweist, verwies Krumwiede erneut auf die Leitlinien, die zwingend für UPD-Therapieempfehlungen und -erläuterungen seien. Klar sei aber, dass auch die neue UPD keine Konkurrenz zu bestehenden Beratungsstellen - wie beispielsweise die Patientenberatungsstellen der Zahnärzteschaft - oder Doppelstrukturen aufbauen wolle.
"Wir sind gespannt, ob Sanvartis den Ansprüchen an Neutralität und Qualität der Beratung gerecht werden kann."
Der KZBV-Chef Dr. Wolfgang Eßer beurteilt die Entscheidung dennoch weiterhin skeptisch: „Bei allen im Vorfeld der Vergabe von uns geäußerten Bedenken akzeptieren wir das Ergebnis, sind aber zugleich gespannt, ob der neue Anbieter den bewusst hohen Ansprüchen an Neutralität und Qualität der Beratung gerecht werden kann." Die künftige Arbeit der Patientenberatung werde die KZBV daher ebenso konstruktiv wie kritisch begleiten. Eßer: "Die KZBV spricht sich nach wie vor für eine unabhängige Finanzierung, zum Beispiel in Form eines Systemzuschlags und für eine neutrale Vergabe - losgelöst vom GKV-Spitzenverband - aus."