18. Hamburger Zahnärztetag

Die Prävention in aller Munde

br
Zahnmedizin
Die Prävention stand im Mittelpunkt des diesjährigen Hamburger Zahnärztetages, der am 26. und 27. Januar 2024 im Hotel Empire Riverside stattfand. Das anspruchsvolle wissenschaftliche Programm bot ein aktuelles Update des Kenntnisstands, zeigte Erfolg versprechende Interventionen in der Praxis auf und thematisierte die wirtschaftlichen Implikationen für die Praxen in Zeiten von Budgetierung und knapperer Mittel.

In seiner Begrüßungsrede würdigte Konstantin von Laffert, Präsident der Zahnärztekammer Hamburg, die Rolle der Prävention in der zahnmedizinischen Versorgung: In den meisten Praxen gehöre ein Präventionskonzept seit vielen Jahren zur Praxisphilosophie. Die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege fördere seit mehr als 40 Jahren die Zahngesundheit und die Bundeszahnärztekammer setze sich aktuell für eine verständliche Kennzeichnung von Lebensmitteln, eine Sonderabgabe auf stark zuckerhaltige Softdrinks nach britischem Vorbild, einen reduzierten Zuckergehalt in Nahrungsmitteln für (Klein-)Kinder sowie Werbebeschränkungen für stark gezuckerte Lebensmittel für (Klein-)Kinder ein. Und: „Die Erfolge der Prävention können wir messen“, sagte von Laffert und verwies auf die Mundgesundheitsstudien des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ).

Von Laffert ging auch auf die zunehmend schwieriger werdenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die zahnmedizinische Versorgung ein: „Wir sitzen in der Inflationsfalle – mit steigenden Mieten, steigenden Materialkosten und insbesondere erheblichen Gehaltsforderungen unserer Mitarbeiterinnen und müssen uns einmal mehr selbst helfen.“ Die Praxisinhaber stellten sich jedoch den Herausforderungen: Ein Zeichen dafür sei die verstärkte Nachfrage nach Veranstaltungen, die sich mit betriebswirtschaftlichen Themen beschäftigen.

„In der Inflationsfalle“

Von Laffert verwies auf eine Veranstaltung der apoBank, die – komplett ausgebucht – bereits das zweite Mal wiederholt wird. Thema: „Wirtschaftliches Arbeiten bei schwierigen Rahmenbedingungen“.

„Die präventionsorientierte Zahnheilkunde ist ohne jeden Zweifel eine der wichtigsten strategischen Leistungen, die Zahnärztinnen und Zahnärzte anzubieten haben“, betonte PD Dr. M. Oliver Ahlers, Fortbildungsreferent der Zahnärztekammer Hamburg. Er verwies damit auf die Chancen, die Prävention nicht nur für die Patienten, sondern auch für die Praxen bietet: „Absehbar ist, dass bei knapperen Kassen priorisiert wird. So wird die Zahnmedizin ihren Teil dazu beitragen müssen, Patientinnen und Patienten zu vermitteln, warum Prophylaxe wichtig ist für den längeren gesunden Zahnerhalt und die Vermeidung unnötiger Co-Faktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andere schwere Erkrankungen. Es kommen neue kommunikative Herausforderungen auf die Zahnärzteschaft zu. Dafür ist es wichtig, gut Bescheid zu wissen.“

„Königsdisziplin“ PZR

Prof. Dr. Stefan Zimmer (Witten) ging in seinem Vortrag „Was kann Prävention leisten?“ auf die mit der Werbung für fluoridfreie Zahnpasten wieder aufgekommene Diskussionen um Fluoride ein. Fluoride seien ein tragender Baustein in der Kariesprophylaxe. Allein das zweimalige Putzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta könne Karies um über 40 Prozent hemmen. Hinzu kämen beim häuslichen Putzen noch die Effekte der mechanischen Biofilmentfernung, sagte Zimmer.

Im Bereich der professionellen Prävention sei die Professionelle Zahnreinigung die „Königsdisziplin“. Zimmer verwies auf die Präventionslücke Erwachsener, die mit der Volljährigkeit durch das Auslaufen der Prophylaxeprogramme für Kinder und Jugendliche entsteht. Aus Studien sei bekannt, dass die Erfolge der Prophylaxe drei Jahre nach Einstellung eines Präventionsprogramms komplett verloren gehen. Bei Erwachsenen sei hier die Professionelle Zahnreinigung gefordert.

Die „primordiale“ Prävention der Periimplantitis

Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen (Bonn) befasste sich in seinem Vortrag mit der Prävention der Periimplantitis. Angesichts der hohen Zahlen jährlich eingesetzter Implantate und ebenfalls hoher Prävalenzen periimplantärer Erkrankungen müsse man sich heute mehr als je zuvor mit der Prävention der in Assoziation zum Implantat entstehenden Erkrankungen beschäftigen. Die Implantattherapie sei zwar grundsätzlich eine für den Patienten häufig segensreiche Intervention, dennoch müsse sehr genau darauf geachtet werden, dass die zweifellos mit dieser Therapie iatrogen gesetzten Risiken in einem angemessenen Verhältnis zum Nutzen bleiben.

In diesem Sinn komme der erstmals in der neuen Leitlinie der EFP zur Prävention und Therapie periimplantärer Erkrankungen aufgeführten „primordialen Prävention“ eine wichtige Bedeutung zu, sagte Jepsen. „Primordial“ betrachtet dabei den Zeitraum vor und während der Implantatinsertion und fokussiert das Abwägen der Indikation im einzelnen Patientenfall unter Bewertung der Risikofaktoren, zu denen beispielsweise die Vorgeschichte einer Parodontitis zählt, aber unbedingt auch die hygiene- und sondierungsfähige Planung und Gestaltung der Implantatprothetik sowie die umfassende Aufklärung des Patienten über Mundhygiene und die regelmäßige Teilnahme an Nachsorgeprogrammen.

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