Die therapiefreie Zeit steigt – dank Prävention
Der BARMER Zahnreport 2022, der im Oktober letzten Jahres veröffentlicht wurde, beleuchtet die Mundgesundheit bei drei unterschiedlichen Altersgruppen. Untersucht wurde, über welchen Zeitraum die Befragten keine zahnärztlichen Eingriffe wie Wurzelbehandlungen, Füllungen, neue Kronen oder Parodontitis-Behandlungen in Anspruch nahmen.
Versicherte kommen länger ohne zahnärztliche Eingriffe aus
So hat sich in der Altersgruppe der 20-Jährigen die Zahngesundheit weiterhin verbessert: Von 2012 bis 2020 verlängerte sich der Zeitraum ohne invasive zahnärztliche Behandlungsmaßnahmen um knapp drei Monate auf 4,37 Jahre. In der Gruppe der 40-Jährigen lag dieser Zeitraum bei 2,24 Jahren; im Vergleich zum Jahr 2012 entspricht das einem Anstieg von vier Monaten. Bei den 60-Jährigen stieg die therapiefreie Zeit im genannten Zeitraum um zwei Monate auf 1,89 Jahre an.
Es gibt ein Nord-Süd-Gefälle
Es zeigt sich jedoch, dass in den Landkreisen der Zeitraum ohne zahnärztliche Eingriffe variiert. So liegt bei der Zahngesundheit ein deutliches Nord-Süd-Gefälle vor. Den Menschen im Rhein-Main-Gebiet und in Südhessen blieben invasive Eingriffe am längsten erspart. In der Altersgruppe der 20-Jährigen gab es in Darmstadt mit im Schnitt rund 4,8 Jahren die längsten Zeiträume ohne invasive Therapie. Bei den 40-Jährigen liegen die Versicherten aus Frankfurt mit rund 2,8 Jahren an der Spitze. Und mit 2,2 Jahren ohne invasive Zahntherapie lagen in der Altersgruppe der 60-Jährigen die Menschen aus Offenbach vorne. Insbesondere im Werra-Meißner-Kreis, in Fulda und in Hersfeld-Rotenburg waren bei jüngeren Menschen überdurchschnittlich häufiger zahnmedizinische Eingriffe vorzunehmen, sagte Martin Till, Landesgeschäftsführer der BARMER Hessen.
Till: „Hessen hat in den letzten Jahren einen großen Schritt in Richtung einer nachhaltigen und präventionsgeprägten Zahnmedizin vollzogen, die Zahnerkrankungen möglichst vermeidet, bevor sie entstehen.“ Jedoch sollten regelmäßige Besuche in Zahnarztpraxen selbstverständlicher und häufiger erfolgen. Sie seien ein wichtiger Baustein zur Erhaltung gesunder Zähne.
Die Inanspruchnahme der Zahnprophylaxe-Untersuchungen war dem Report zufolge zuletzt rückläufig. 2020 ließen 48,8 Prozent der anspruchsberechtigten Menschen in Hessen diese Behandlung durchführen, 1,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit sank die Zahl um fast 120.000 Menschen.
Parodontitis wird im mittleren Lebensalter zum Problem
Mit Blick auf die Volkskrankheit Parodontitis sagte Stephan Allroggen, Vorstandsvorsitzender der KZV Hessen, dass nur ein geringer Anteil der Versicherten im mittleren Lebensalter langfristig ohne Therapie auskomme, der Therapiebedarf bei dieser Erkrankung sei hoch. Allroggen: „Nur durch konsequente Aufklärung und kontinuierliche Behandlung der von Parodontitis betroffenen Menschen können wir diese weit verbreitete Krankheit wirksam bekämpfen."
Die Prävention sei bei der Erhaltung und Verbesserung der Mundgesundheit von immenser Bedeutung, sagte Allroggen weiter. "Die hessischen Zahnärztinnen und Zahnärzte stehen den Patientinnen und Patienten dabei in allen Leistungsbereichen beratend und unterstützend zur Seite. Dass sich Hessen auf einem guten Weg befindet, zeigt auch der BARMER-Zahnreport 2022.“
Die KZV Hessen verwies im Zusammenhang auf weitere Bausteine, die die hessische Zahnärzteschaft zur Stärkung der Prävention einsetzt. So erfolgt in Hessen eine Doppelabgabe der Kinder-Untersuchungshefte: Neben der Gruppenprophylaxe in Kitas und Schulen erhalten Eltern von Neugeborenen seit Jahresbeginn 2022 in Hessen das ärztliche und das zahnärztliche Kinderuntersuchungsheft im Doppelpack, um so vor allem frühkindlicher Karies entgegenzuwirken.
Datenbasis für die Analysen im BARMER Zahnreport 2022 waren Sekundärdaten von rund 8,9 Millionen BARMER-Versicherten aus den Jahren 2012 bis 2020. Die Anzahl der BARMER-Versicherten entspricht einem Anteil von 12,1 Prozent aller gesetzlich Versicherten und 10,7 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland. Erfasst wurden die Daten der Versicherten von 20 bis 90 Jahren.