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"Die Zukunft wird kein Spaziergang!"

sg
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Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) zahlt ihren Mitgliedern 2014 eine Dividende von vier Prozent. Vorstandssprecher Herbert Pfennig zur Generation Y, zweifelhaften Vertriebsmethoden und dem internen "Nachfolgeaufbau".

Wie bewerten Sie den Jahresabschluss 2014, der zu vier Prozent Dividende für die Mitglieder geführt hat? Wie bewerten Sie den Verlauf der ersten Jahreshälfte 2015?

Herbert Pfennig:In Zeiten, in denen Negativzinsen kein Fremdwort mehr ist, sind wir mit der Entwicklung unseres Geschäfts mehr als zufrieden. Wir stehen auf einem soliden Fundament und haben den EZB-Stresstest im vergangenen Jahr als zweitbeste Bank in Deutschland abgeschlossen. Unser Betriebsergebnis vor Steuern erreichte 133,8 Millionen Euro. Damit haben wir nicht nur den Vorjahreswert, sondern auch unsere Planung übertroffen. Nach Steuern weisen wir einen Jahresüberschuss in Höhe von 54,5 Millionen Euro aus, dies ist ein Zuwachs von 15 Prozent. Damit konnten wir unsere Reserven- und Rücklagenpolster weiter stärken

Die Geschäftsentwicklung der ersten fünf Monate 2015 weist klar darauf hin, dass wir den Wachstumskurs halten können. Trotz anhaltender Niedrigzinsen betrug der Jahresüberschuss von Januar bis Mai 22,8 Millionen Euro - damit lag er über dem Vorjahreswert (Januar bis Mai 2014: 20,6 Millionen Euro).

Wo liegen die Herausforderungen für die Bank in der nächsten Zukunft?

Die apoBank ist heute deutlich effizienter und schlagkräftiger als sie es noch vor wenigen Jahren war. Doch die Zukunft wird sicherlich kein Spaziergang werden. Damit meine ich - neben der zunehmenden Regulatorik und dem steigenden Wettbewerb - insbesondere die Auswirkungen der Niedrigzinsphase. Die Zinslandschaft wird für alle Akteure am Finanzmarkt, für Versicherungen, Banken und Investoren, die Herausforderung der nächsten Jahre sein. Allerdings ist die apoBank fundamental so gut aufgestellt, dass wir auch eine länger anhaltende Phase niedriger Zinsen unbeschadet bestehen und gleichzeitig aus eigener Kraft weiter Kapital für künftiges Wachstum aufbauen können.

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"Eine große strategische Herausforderung ist der Trend zur Digitalisierung."

Eine große strategische Herausforderung ist der Trend zur Digitalisierung. Internet und Smartphones haben unser Verhalten in nahezu allen Lebensbereichen verändert. Deshalb passen wir unser Dienstleistungsangebot an und haben beispielsweise Video- und Text-Chat-Beratung als zusätzliche Kommunikationskanäle eröffnet.

Zur Weiterentwicklung unseres Geschäfts haben wir vier große Themen im Fokus: Die Förderung von Existenzgründungen, eine intensive Betreuung angestellter Heilberufler und Studenten, die Stärkung des Anlagegeschäfts und den Ausbau unseres Firmenkundengeschäfts.

Wo sehen Sie generell die Herausforderungen im deutschen Gesundheitssystem aus Bankensicht, vor allem was die Berufsausübungsstrukturen - weniger Einzelpraxen, mehr Angestellte - bei den Heilberufen anbelangt?

Die große Herausforderung der Zukunft ist es, genügend Nachwuchs für die medizinische Versorgung zu gewinnen. Wir wissen, dass für junge Menschen Themen wie Work-Life-Balance, Selbstverwirklichung und Flexibilität immer wichtiger werden, daher wird die Option der Anstellung oder der Niederlassung in größeren, kooperativen Praxiseinheiten, wie beispielsweise Gemeinschaftspraxen oder Medizinischen Versorgungszentrum Zentren immer attraktiver.

Auf der anderen Seite führen uns die niedergelassenen Zahnärzte in Deutschland vor, wie hervorragend eine flächendeckende ambulante Versorgung funktioniert, ohne nennenswerte Wartezeiten oder lange Wege. Unsere gemeinschaftliche Aufgabe ist es, diese Struktur für die gesamte medizinische Versorgung zu fördern und für die kommende Generation attraktiv zu machen. Es geht darum, die Chancen der Existenzgründungen zu verdeutlichen, damit auch in Zukunft die Praxen motivierte Nachfolger finden.

Wir wollen uns bei diesem Thema mit den Standesorganisationen noch intensiver vernetzen und unsere Angebote vor Ort besser synchronisieren. Dazu gehört im ersten Schritt, gegenseitige Transparenz über alle Unterstützungsangebote der wesentlichen Akteure vor Ort zu schaffen.

Sie haben für 2017 Ihren Eintritt in den Ruhestand angekündigt, der Aufsichtsratsvorsitzende der Bank, Hermann Stefan Keller spricht von "Nachfolgeaufbau", es kursieren Spekulationen, dass Ulrich Sommer als derzeitiger Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Bank das Zepter übernimmt. Was sagen Sie dazu?

Entsprechend der üblichen Leitungsstruktur in Kreditinstituten wird demnächst auch bei der apoBank die bereits gelebte Praxis in der Satzung formalisiert: Demnach haben wir in unserem fünfköpfigen Vorstand zukünftig einen Vorstandsvorsitzenden und einen Stellvertreter. Der Aufsichtsrat hat auf der Vertreterversammlung am vergangenen Freitag Ulrich Sommer, der bereits seit 2012 Mitglied des Vorstands ist, zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden und mich zum Vorstandsvorsitzenden ernannt. Damit hat der Aufsichtsrat der apoBank ermöglicht, rechtzeitig die Nachfolgeregelung vorbereiten zu können.

In welchen Bereichen und Projekten engagiert sich die apoBank-Stiftung?

Nach dem Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe fördert die Stiftung außerdem Projekte in Ländern, in denen die Entwicklung guter Arbeitsbedingungen für Heilberufler und eine breite medizinische Versorgung noch am Anfang stehen. Zudem unterstützt sie in Not geratene akademische Heilberufler in Deutschland und spendet für humanitäre medizinische Hilfe im Katastrophenfall. Wir freuen uns über Projektanträge, die diese Ziele unterstützen. Antragsberechtigt sind Mitglieder und Kunden der apoBank, gemeinnützige Vereine aus dem heilberuflichen Umfeld, Standesorganisationen des Gesundheitswesens und NGOs. 

In der Presse ist immer wieder mal von zweifelhaften Vertriebsmethoden der apobank-Tochterfirma "apoFinanz" die Rede, die den Kunden vorgaukeln, von der apoBank zu kommen und verschweigen, dass sie selbstständige Vertreter sind, die von Verkaufsprovisionen leben.

Die vertraglich gebundenen Vermittler sind angewiesen, den Kunden gegenüber auch immer klar als solche aufzutreten. Diese Außendarstellung der apoFinanz wird regelmäßig von uns und einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im Auftrag der Bafin geprüft. Auch unsere regelmäßigen Befragungen ergaben, dass unsere Kunden genau unterscheiden können, wann sie von einem apoBank-Mitarbeiter oder von einem apoFinanz-Mitarbeiter beraten werden.

Die Fragen stellte Stefan Grande. 

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