Meta-Studie

Diese Effekte haben Public-Health-Maßnahmen auf die Pandemie

mg
Gesellschaft
Frühere systematische Übersichtsarbeiten zur Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen hatten schwere methodische Mängel. Eine neue Untersuchung will diese Forschungslücke schließen – und benennt die wirksamsten Maßnahmen.

Die britische Metastudie untersuchte systematisch Studien zur Wirksamkeit von Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, konkret deren Effekt zur Verringerung der Inzidenz von COVID-19, SARS-CoV-2-Übertragung und COVID-19-Mortalität. Die Forschenden sichteten dafür sowohl veröffentlichte Studien als auch Preprints in Datenbanken wie Medline, Embase, CINAHL, Biosis, Joanna Briggs, Global Health und der COVID-19-Datenbank der Weltgesundheitsorganisation WHO. Eingeschlossen wurden Beobachtungs- und Interventionsstudien, die die Wirksamkeit von Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit bei der Verringerung der Inzidenz von COVID-19, SARS-CoV-2-Übertragung und COVID-19-Mortalität bewerteten. 

Mithilfe einer Datensynthese wurden anschließend die Auswirkungen von Maskentragen, Händewaschen und physischen Distanzierungsmaßnahmen auf die Inzidenz von COVID-19 untersucht. Gepoolte Effektschätzungen mit entsprechenden 95-Prozent-Konfidenzintervallen wurden berechnet und die Heterogenität zwischen den Studien wurde mit dem Cochran-Q-Test und dem I-Test bewertet. 

Ergebnis: 72 Studien erfüllten die Einschlusskriterien, von denen 35 einzelne Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit und 37 mehrere Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit als „Interventionspaket” bewerteten. Acht von 35 Studien wurden in die Meta-Analyse einbezogen, die auf eine Verringerung der Inzidenz von COVID-19 im Zusammenhang mit Händewasche, Maskentragen und physischer Distanzierung hindeuten. Aufgrund der Heterogenität der Studien war eine Metaanalyse für die Ergebnisse von Quarantäne und Isolation, universellen Lockdowns und Schließungen von Grenzen, Schulen und Arbeitsplätzen nicht möglich, schreiben die Autoren. Die Effekte dieser Interventionen wurden deskriptiv synthetisiert.

Händewaschen Hilft

Drei Studien mit insgesamt 292 mit SARS-CoV-2 infizierten Personen und 10.345 Teilnehmern wurden in die Analyse der Wirkung von Händewaschen auf die Inzidenz von COVID-19 einbezogen. Die gepoolte Gesamtanalyse ergab eine geschätzte nicht statistisch signifikante Verringerung der COVID-19-Inzidenz um 53 Prozent (relatives Risiko 0,47, 95 Prozent-Konfidenzintervall, Spreizung 0,19 bis 1,12. Eine Sensitivitätsanalyse ohne Anpassung zeigte eine signifikante Reduktion der COVID-19-Inzidenz um 51 Prozent (relatives Risiko 0,49, 95 Prozent-Konfidenzintervall, Spreizung 0,33 bis 0,72). Das Risiko von Bias in den drei Studien reichte nach Angaben der Forschenden von moderaten bis zu schweren oder kritischen Verzerrungen.

Mit dem Zusammenhang zwischen der Desinfektion von Oberflächen und dem Risiko einer sekundären Übertragung von SARS-CoV-2 in Haushalten beschäftigte sich nur eine eingeschlossene Studie. Die chinesische Untersuchung bewertete die Desinfektion retrospektiv, indem sie die Teilnehmer nach ihrem „täglichen Konsum von Desinfektionsmittel auf Chlor- oder Ethanolbasis in Haushalten” befragte und feststellte, dass die Verwendung von Desinfektionsmitteln bei der Verringerung der SARS-CoV-2-Übertragung zu 77 Prozent wirksam war (Odds Ratio 0,23, 95 Prozent-Konfidenzintervall, Spreizung 0,07 bis 0,84). Die Studie sammelte keine Daten über die Konzentration des von den Teilnehmern verwendeten Desinfektionsmittels und wurde mit einem moderaten Risiko für Bias bewertet.

Maskentragen Auch

Sechs Studien mit insgesamt 2.627 Personen mit COVID-19 und 389.228 Teilnehmern wurden in die Analyse einbezogen, die die Wirkung des Maskentragens auf die Inzidenz von COVID-19 untersuchte. Die gepoolte Gesamtanalyse ergab eine Verringerung der COVID-19-Inzidenz um 53 Prozent (relatives Risiko 0,47, 95 Prozent-Konfidenzintervall, Spreizung 0,29 bis 0,75), obwohl die Heterogenität zwischen den Studien beträchtlich war, schreiben die Autorinnen und Autoren. Doch auch hier reichte das Bias-Risiko in den sechs Studien von moderat bis zu schwer oder kritisch.

Physische Distanzierung

Fünf Studien mit insgesamt 2.727 Personen mit SARS-CoV-2 und 108.933 Teilnehmern wurden in die Analyse eingeschlossen, die die Wirkung von Physical Distancing auf die Inzidenz von COVID-19 untersuchten. Die gepoolte Gesamtanalyse ergab eine Verringerung der Inzidenz von COVID-19 um 25 Prozent (relatives Risiko 0,75, 95 Prozent-Konfidenzintervall, Spreizung 0,59 bis 0,95). Die Heterogenität zwischen den Studien war beträchtlich, und das Risiko von Verzerrungen reichte von moderat bis zu schwer oder kritisch.

Fazit der Forschenden: Die systematische Überprüfung und Meta-Analyse legt nahe, dass mehrere persönliche Schutz- und Sozialmaßnahmen, einschließlich Händewaschen, Maskentragen und körperliche Distanzierung, mit einer Verringerung der Inzidenz von COVID-19 verbunden sind.

Stella Talic et al., „Effectiveness of public health measures in reducing the incidence of covid-19, SARS-CoV-2 transmission, and covid-19 mortality: systematic review and meta-analysis”, BMJ 2021; 375 doi: <link url="https://doi.org/10.1136/bmj-2021-068302" import_url="https://doi.org/10.1136/bmj-2021-068302 _blank external-link-new-window" follow="follow" seo-title="" target="new-window">doi.org/10.1136/bmj-2021-068302

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