Neue Studien auf der European Federation of Periodontology

Diesen Einfluss hat die Ernährung auf das Parodont

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Zahnmedizin
Zuckerkonsum, verarbeitete Lebensmittel, Gemüse: Drei neue Studien zeigen, welchen Einfluss die Ernährung auf systemische Entzündungen – insbesondere auf Parodontitis – hat.

Die Studien wurden auf der EuroPerio11 der European Federation of Periodontology (EFP) vorgestellt und beleuchten die tiefgreifenden Zusammenhänge zwischen Ernährung, Entzündungen und Zahnfleischgesundheit.

In einer Längsschnittstudie aus Finnland [Syrjäläinen et al., 2025] wurde der Zusammenhang zwischen der Gingiva-Gesundheit, den Ernährungsgewohnheiten und systemischen Entzündungen über einen Zeitraum von elf Jahren untersucht. Die Forschenden  analysierten die Daten von mehr als 3.300 Personen und teilten sie nach ihrem Parodontalstatus und der Einhaltung einer gesunden und entzündungshemmenden beziehungsweise entzündungsfördernden Ernährung ein. Eine entzündungsfördernde Ernährung umfasst in der Regel große Mengen an verarbeiteten Lebensmitteln, raffinierten Kohlenhydraten, zuckerhaltigen Getränken und ungesunden Fetten, die zu chronischen Entzündungen im Körper beitragen können.

Ernährung und Lebensstil beeinflussen die Entzündungswerte

Die Studie ergab, dass Personen mit fortgeschrittener Parodontitis, die sich entzündungsfördernd ernährten, signifikant höhere Werte des C-reaktiven Proteins (CRP) aufwiesen, eines wichtigen Markers für systemische Entzündungen. Bemerkenswert ist, dass dieser Effekt im Laufe der Zeit anhielt, obwohl sich herausstellte, dass Fettleibigkeit die Beziehung teilweise vermittelte, was darauf hindeutet, dass Ernährungs- und Lebensstilfaktoren die Entzündungswerte gemeinsam beeinflussen.

"Diese Studie zeigt das komplexe Zusammenspiel zwischen Mundgesundheit, Ernährung und systemischen Erkrankungen“, resümierte Prof. Lior Shapira, wissenschaftlicher Leiter der EuroPerio1. „Sie untermauert die Vorstellung, dass die Auswirkungen der Parodontitis über die Mundhöhle hinausgehen. Die Ernährung hat einen tiefgreifenden Einfluss auf das Mikrobiom im Mund und im Darm. Die Kombination von Parodontalerkrankungen und einer entzündungsfördernden Ernährung verstärkt die systemische Entzündung, was Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit hat.“ 

Gemüse unterstützt die Parodontalheilung

In einer Studie aus den Niederlanden [De Jong et al., 2025] wurde untersucht, ob die Ernährungsgewohnheiten die Ergebnisse der nicht-chirurgischen Parodontaltherapie (NSPT) bei Patienten mit schwerer Zahnfleischerkrankung beeinflussen. In der Studie wurden 100 Patienten beobachtet und ihre Nahrungsaufnahme drei und sechs Monate nach der Behandlung analysiert.

Ein höherer Gemüsekonsum war signifikant mit einer verbesserten Parodontalheilung verbunden, einschließlich einer geringeren Blutung bei der Sondierung (BoP), einer Abnahme der parodontal entzündeten Oberfläche (PISA) und einer geringeren Taschentiefe. Im Gegensatz dazu zeigte der Verzehr von Obst und Süßwaren keinen starken Zusammenhang mit den Behandlungsergebnissen, was darauf hindeutet, dass bestimmte Nahrungsbestandteile, insbesondere Gemüse, eine Schlüsselrolle bei der Heilung nach der Behandlung spielen.

„Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Ernährung nicht nur bei der Primär- und Sekundärprävention, sondern auch bei der Genesung nach der Behandlung eine entscheidende Rolle spielt. Wenn man die Patienten zu gesünderen Ernährungsgewohnheiten ermutigt und insbesondere den Verzehr von Gemüse erhöht, könnte dies den Erfolg der Parodontalbehandlung verbessern“, betonte Shapira.

Weniger Zucker macht das Zahnfleisch gesünder

In einer weiteren Studie, die auf der EuroPerio11 vorgestellt wurde, untersuchten deutsche Forschende, wie sich ein vierwöchiger Verzicht auf Zucker auf parodontale, systemische und psychologische Parameter bei 55 Zahnmedizinstudenten auswirkte [Woelber et al., 2025]. Die Teilnehmenden strichen alle freien Zucker und Zuckerersatzstoffe aus ihrer Ernährung und verfolgten gleichzeitig ihre Symptome und die Aufnahme von Nahrungsmitteln.

Die Studie ergab, dass der Verzicht auf Zucker zu einer signifikanten Verringerung des Blutens bei der Sondierung (BoP) führte, was auf eine geringere parodontale Entzündung hindeutet, sowie zu einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von fast einem Kilogramm. Die Teilnehmenden nahmen auch mehr Obst und Vitamin C zu sich, wodurch sich ihr gesamtes Mikronährstoffprofil verbesserte.

Das anfänglich starke Verlangen nach Zucker nahm allmählich ab, was darauf hindeutet, dass angeleitete Zuckerentwöhnungsprogramme eine wirksame Strategie zur Verbesserung der parodontalen und allgemeinen Gesundheit sein könnten.

Shapira merkte an: „Studien haben eindeutig gezeigt, dass sich Prädiabetes und Diabetes negativ auf die parodontale Gesundheit auswirken. Diese Studie unterstreicht die greifbaren Vorteile einer Reduzierung des Zuckerkonsums für die parodontale Gesundheit. Sie zeigt auch, dass Patienten mit der richtigen Anleitung zu gesünderen Ernährungsmustern übergehen können, die sowohl die orale als auch die allgemeine Gesundheit unterstützen.“

Die Rolle der Ernährung für die parodontale Gesundheit 

„Die Kernaussage dieser drei Studien ist, dass die Mundgesundheit eng mit der Ernährung und der allgemeinen Gesundheit zusammenhängt. Der Einfluss der Ernährung auf das Fortschreiten der Zahnfleischerkrankung und die Ergebnisse der Parodontalbehandlung werden immer deutlicher, und es ist an der Zeit, dass Zahnmediziner einen ganzheitlicheren Ansatz bei der Patientenversorgung verfolgen“, bilanzierte Shapira.

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