Dilazeration bleibender Zähne nach Milchzahntrauma

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Zahnmedizin
Unfallbedingte Milchzahndislokationen, insbesondere Intrusionen und bukkale Dislokationen, können erhebliche Missbildungen bleibender Zähne verursachen. Diese Missbildungen entstehen auf der Höhe der zum Unfallzeitpunkt aktuellen Kronen- oder Wurzelbildungszone.

Alles, was bereits vollständig mineralisiert ist, ist nicht oder kaum betroffen. Bei einer axialen Stauchung des bleibenden Zahnkeims durch die Milchzahnwurzel kommt es zur sogenannten kalizotraumatischen Linie, bei einer erheblichen nicht-axialen Stauchung zur Verlagerung der bereits mineralisierten Zahnhartsubstanz. Die nach dem Unfall weiter fortschreitende Mineralisation des Zahns folgt nicht etwa der neuen Lage des Zahns sondern wählt den Weg, der ihr genetisch vorgegeben wurde - unabhängig von der Lage und Position des bereits mineralisierten Anteils.

Knick versus Krümmung

Die Folge ist ein mehr oder weniger ausgeprägter scharfer Knick im Zahn. Davon abzugrenzen ist die ebenfalls unfallbedingte vestibuläre Wurzelkrümmung (Vestibular root angulation), die eine Biegung der Zahns/der Wurzel und keinen Knick aufweist. Diese entsteht häufiger nach Milchzahnavulsion, wo der Zahnkeim langsam eine andere Durchbruchsrichtung einschlägt. Ursache ist unter anderem eine lokale Fibrosierung im Bereich der Milchzahnalveole.

Dilazeration (Abb. 1 bis 7) kann zur Durchbruchsstörung des betroffen Zahns führen. Fast immer sind auch Farb- und Formanomalien des Schmelzes zu beobachten. Die Erhaltungsmöglichkeit solcher Zähne hängt primär von der Schwere und Lokalisation der Missbildung, aber auch vom Grad der Farb- und Strukturanomalie ab. Malformationen im mittleren oder apikalen Wurzeldrittel sind ohne Einfluss auf den dentogingivalen Verschluss und haben in der Regel wenig Einfluss auf den Zahnerhalt - die Pulpa bleibt hier in den meisten Fällen vital.

Bei ausgeprägten Missbildungen wie im beschriebenen Fall im Bereich des Zahnhalses ist der konservierende und endodontologische Zahnerhalt - obwohl angestrebt - oft nicht mehr möglich. Dies muss jedoch im Einzelfall diskutiert und entschieden werden.

Dilazeration bleibender Zähne nach Milchzahntrauma, in SSO 1/2016Andreas Filippi(1), Gabriel Krastl (1), Adrian Lussi (2)Universitätskliniken für Zahnmedizin der Universität Basel, Klinik für zahnärztliche Chirurgie,- Radiologie, Mund- und Kieferheilkunde (1), Klinik für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin, Universität Bern (2)

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