Dr. Google spaltet Ärzte
Für die einen ist es eine Konkurrenzsituation für die anderen die einmalige Chance auf ein tiefergehendes Gespräch: der Umgang mit vorinformierten Patienten wird von Medizinern ganz unterschiedlich bewertet, wie eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung und der Barmer GEK zeigt - Ärzte mit kurzer Berufserfahrung stehen der Entwicklung eher kritisch gegenüber.
Verwirrung und falsche Erwartungen
Knapp die Hälfte der befragten Ärzte (47 Prozent) sehen in selbstinformierten Patienten eine Chance für eine positive Veränderung. 45 Prozent der Befragten sind der Meinung, die Selbstinformation erzeuge vielfach unangemessene Erwartungen und Ansprüche beim Patienten, die ihre Arbeit nur belaste. 30 Prozent der Ärzte bestätigen, dass die Selbstinformation die Patienten verwirre und das Vertrauen zum Arzt beenträchtige. Fast ein Viertel der Ärzte gab zudem an, dass die Selbstinformation die Compliance der Patienten beeinträchtige (25 Prozent). Etwa ebenso viele (27 Prozent) stimmten der Aussage zu, dass Patienten dadurch verschriebene Medikamente nicht einnähmen.
Chancen nutzen
Ärzte, die die Möglichkeit der Selbstinformation dagegen positiv für das Arzt-Patienten-Verhältnis bewerten und von Patienten mit selbst recherchierten Informationen konfrontiert werden, beziehen laut Umfrage häufiger ihre Patienten noch mehr in Behandlungsentscheidungen ein und bemühen sich, sie noch ausführlicher zu informieren.
Wie ein Arzt die Auswirkungen der Selbstinformation auf das Arzt-Patienten-Verhältnis bewertet, hängt eng damit zusammen, wie er das Bildungsniveu seiner Patienten einschätzt. So bewerteten vor allem Ärzte, die Patienten mit niedrigem Bildungsniveau behandeln, die Selbstinformation dieser als negativ. Ähnlich verhält es sich mit dem ärztlichen Wissenstand in Bezug auf Gesundheitsinformationen: Mediziner, die angeben, gut informiert zu sein, die mehr Berufserfahrung haben und sich besonders gut mit Patientenangeboten auskennen, stehen dem selbstinformierten Patienten positiver gegenüber als Kollegen ohne einer entsprechenden Vorbildung.
Im November und Dezember 2015 nahmen 804 ambulant tätige Ärzte an einer Online-Befragung
der Bertelsmann Stiftung und der Barmer GEK zu Erfahrungen, Einstellungen und dem Umgang mit selbstinformierten Patienten teil. Die Ärzte waren ausschließlich ambulant tätig und gehörten den Fachgebieten Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Anästhesie, Allgemeinchirurgie, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Kinder- und Jugendmedizin, Psychiatrie und Psychotherapie, Neurologie, Orthopädie, Haut- und Geschlechtskrankheiten, Urologie, Augenheilkunde sowie HNO an.